Jens Rönnau
Irwing Penn
Karriere eines Fotografen”
Deichtorhallen Hamburg, 19.6. – 6.9.1998
Er hat es geschafft, Menschen und Mode ebenso intensiv und hingebungsvoll in bildwerte Fotografien zu verwandeln, wie die kleinen, unbeachteten Dinge des Lebens: Alltagsgegenstände, Abfall und Zigarettenkippen. Die Ausstellung ist eine Retrospektive des 1917 in Plainfied, New Jersey, geborenen Irwing Penn. Noch heute ist er in seinem Metier aktiv. 1943 beginnt seine Karriere bei der Vogue, zunächst als Gestalter für das Magazin, bald aber auch als Fotograf, der bis heute mehr als 160 Titelfotos für das Blatt schuf und ungezählte weitere Bildbeiträge. Das Werk hat eigentlich zwei Seiten: Penn ist Modefotograf, bekannt auch für Portrait- und Aktfotos. Spätestens in den 70er Jahren kristallisiert sich für ihn die künstlerische Fotografie zum Mittelpunkt des Schaffens. Doch richtig trennen lassen sich diese Ebenen in seinem Werk von Anfang an nicht.
Im Dezember 1948 arbeitete Penn an einem Modefeature für die Vogue in Peru. Nachdem sein Mitarbeiterteam abgereist war, begab er sich nach Cuzco, hoch in den Anden. Dort waren die Quechua-Indianer zu den Feiertagen in die Stadt gekommen. Penn war von ihnen so fasziniert, daß er ein Atelier mietete, um sie zu fotografieren. Solches sollte nicht nur richtungweisend für seine spätere Arbeit werden, sondern mag auch Anstoß für manche Serie unter völkerkundlichen Aspekten gewesen sein. Doch schon vor den Peru-Aufnahmen hatte Penn eine seltsame Serie von Atelier-Portraits in New York geschaffen, indem er die Modelle in einem spitzen Winkel zweier Kulissenwände posieren ließ. Nicht alle Modelle wurden gleichermaßen mit dieser schwierigen, einzwängenden Aufnahmesituation fertig:…