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Titel: Fiktion der Kunst der Fiktion · von Claudia Pohl · S. 160 - 167
Titel: Fiktion der Kunst der Fiktion , 2010

Claudia Pohl
Irrwege zur Mitte –

Einige Arbeiten von Klaus Heid und die Khuza-Debatte

„Kunst ist das einzige, was Menschen übrig bleibt,
die der Wissenschaft nicht das letzte Wort überlassen wollen.“
Marcel Duchamp

Im Sommer des Jahres 2000, anläßlich der Ausstellung „Sieben Hügel – Bilder und Zeichen des 21. Jahrhunderts“ im Gropiusbau, Berlin, verwirrte das skandalöse Auftauchen eines bislang unbekanntes Volkes Feuilleton und Wissenschaftsteil der deutschen Presse. In der Abteilung ‘Glauben’ der Berliner Milleniumsausstellung waren Relikte der sagenumwo- benen ‘Khuza’ in einer Vitrine ausgestellt. Erst Wochen nach Ausstellungseröffnung fand der Journalist Martin Urban heraus, daß es das sibirische Volk der Khuza nie gegeben habe, womit die ausgestellten Relikte nicht „echt“ seien. Das böse Wort der „Fälschung“ machte die Runde, ein Skandal angesichts der 28 Millionen Mark teuren Schau mit den Abteilungen Weltraum, Zivilisation, Dschungel, Wissen, Träumen und eben Glauben.

Tatsächlich war der Disput über den „Ethno-Kujau“ 1 beinahe zufällig entbrannt. In seinem Zweifel an der Echtheit der ausgestellten Khuza-Exponate war der Journalist, Mitarbeiter der Süddeutschen Zeitung, zunächst nicht „aufgeklärt“ worden. Bei seiner telefonischen Nachfrage geriet er an einen Museumsmitarbeiter, der alle Exponate der Ausstellung für „echt“ erklärte. Nach eingehender Recherche mit Unterstützung eines Sibirienspezialisten der Universität München veröffentlichte Urban unter der Überschrift: „‚Alles echt!‘ – ‚Alles Blödsinn!‘“ einen ganzseitigen Artikel im Wissenschaftsteil seiner Zeitung zu einem vermeintlichen Politikum ersten Ranges. „Die wahren Erfinder von Straße und Rechenmaschine seien die ‚Khuza‘ vom Baikalsee gewesen, behauptet die teuerste Ausstellung, die Berlin je gesehen hat. Leider ist dieses Volk der Fachwelt völlig unbekannt.“ 2

Mit der noch…


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