Irland
Eimear Walshe
ROMANTIC IRELAND
Kommissar: Culture Ireland in Zusammenarbeit mit Arts Council Ireland Kurator*innen: Sara Greavu mit dem Project Arts Centre Ort: Arsenale
Wind fährt durchs hohe Gras, vor wolkigem Himmel kämpfen sich Gestalten barfuß durch den Morast; mit schlammbespritzten Kleidern ringen sie einander nieder, zerren einen Körper über die Wiese und springen im nächsten Moment wieder ausgelassen umher. Man fröstelt, bekommt nasse Füße, fühlt sich bald umzingelt, bald selbst als Mit-Akteur*in in der Runde, so unstet wirft die Kameraführung die Bilder umher.
Das Video entstand am Common Knowledge Center an der Westküste Irlands, das Kurse in nachhaltigen Handwerks- und Selbstversorgungstechniken anbietet: Vom Bau traditioneller Trockensteinmauern bis zu Korbflechten und saisonaler Permakultur. Im Vorfeld belegte Walshe dort einen Lehmbau-Workshop. Die Fertigkeit, sich die eigenen vier Wände zu bauen, wird in Romantic Ireland nun performativ erkundet – vor dem Hintergrund einer, für Walshe an das 19. Jahrhundert erinnernden, Situation in Irland, in der sich Zwangsräumungen häufen und Hauseigentümer*innen baufällige Häuser leicht abreißen können.
Das als Oper komponierte Voiceover erzählt eine Szene, in der ein sterbender Mann aus seinem Haus vertrieben werden soll – am St. Patrick’s Day 1943, als der irische Premier Éamon de Valera („Dev“) in einer Rede den nationalen Zusammenhalt durch traditionelle Familienstrukturen und Agrarkultur sowie die ideologisch heute höchst problematisch gesehene Rückbesinnung auf eine vage Vorzeit beschwor. Intensiv beschäftigt sich Walshe mit dem Erbe irischer Landstreitigkeiten und Folgen der Gesetzgebung für eine nicht nur queere und auch sexuelle Selbstbestimmung in einer ländlich konservativ geprägten Gesellschaft. In Romantic Ireland führen…
