Irland
Sean Lynch
Adventure: Capital
Kommissar: Mike Fitzpatrick. Kurator: Woodrow Kernohan.
Ort: Pavilion in den Arsenale – Artiglierie
Schnelles Gucken funktioniert hier nicht: Die Installation „Adventure: Capital“ von Sean Lynch (geb. 1978) verlangt Aufmerksamkeit und erschließt sich nur demjenigen, der bereit ist, sich auf sie einzulassen. Der Raum in den Arsenale, in denen sich Irland in diesem Jahr erstmals eingemietet hat, wirkt irgendwie unfertig. Auf einem großen weißen Podest sind diverse Objekte arrangiert: Ein roher Stein, in den mit einer Kugel offenbar eine runde Vertiefung gerieben wurde, ein Haufen Plastikobst und –gemüse (farbiger Akzent!), Zementsteine, ein Block, aus dem gerade das Bildnis eines bärtigen Mannes herausgehauen wird (nicht fertig), mehrere Tonmodelle dazu, eine Metallkonstruktion (abstrakte Kunst?). Und dann gibt es noch ein Video, das man sich auf jeden Fall ansehen sollte, wenn man sich für den Zusammenhang zwischen den hier versammelten Objekten und Artefakten interessiert.
Sean Lynch ist ein begnadeter Erzähler, der in der Tradition irischen Bardentums die unglaublichsten Geschichten zum Besten gibt. Mit Akribie untersucht er überlieferte Anekdoten, lässt sich auf Halbwahrheiten ein und gräbt abseitige Geschichten aus, die er dann in abenteuerlichen Volten miteinander verknüpft. In „Adventure: Capital“ reist ein mythisches Künstler-Ich dem Fluss des Kapitals nach. Die Reise beginnt in einem Steinbruch, führt über die Megacity London zum Flughafen von Liverpool, von dort zum Flughafen von Belfast bis zu irgendeinem Schrottplatz, auf dem eine Skulptur gelandet ist, die von der Öffentlichkeit abgelehnt wurde.
Die alternativen Geschichts-Arrangements von Sean Lynch eröffnen neue Verständnismöglichkeiten der Welt. Wenn man sich auf ihren assoziativen Erzählfluss einlässt,…