Sabine Elsa Müller
Irene Vigener
Turm der Lutherkirche 12.6. – 4.7.2010
Auftritte der Bildhauerin Irene Vigener (geb. 1951) sind eher rar. Das ist schade, aber unausweichlich, denn jede Ausstellung verlangt eine sehr lange Vorbereitungszeit. Zeit ist überhaupt eines der wichtigsten Elemente dieser Kunst. Dies betrifft gleichermaßen die langwierige und betont handwerkliche Bearbeitung des Ausgangsmaterials wie die präzise Einbindung der Arbeit in den Raum. In der Regel arbeitet Vigener mit Gips, einem Werkstoff, der ihr sowohl als alltäglicher Baustoff als auch durch seinen Bezug zur klassischen Bildhauerei nahe steht. Gegossen in schlichte geometrische Formen entstehen Module, die an Steinplatten oder Fußbodenplanken erinnern und sich je nach weiterer Bearbeitung und Positionierung in die architektonische Struktur der Umgebung so sublim wie energetisch aufladend einbetten.
Die sehr unterschiedlichen räumlichen Situationen der vier Stockwerke im mächtigen ehemaligen Glockenturm der Kölner Lutherkirche führen das differenzierte Vermögen dieser Eingriffe exemplarisch vor Augen. Im ersten der im Grundriss annähernd quadratischen Räume dominiert ein mittig eingesetztes Rundfenster mit Bleiverglasung, deren zurückhaltend in Gelb, Grün und Rosé eingefärbte Glassteinchen ein so schönes wie schlichtes Karomuster bilden. Unterstützt durch ein weiteres, an einer der Seitenwände eingefügtes Bleiglasfenster herrscht in diesem Raum ein diffuses, zartfarbiges Licht, das der Ruhe und Geschlossenheit des Raumes eine surreale Note beigibt. Vigener beschränkt sich in ihrer Installation auf ein überschaubares Quadrat aus vier mal vier Bodenplatten, die eine lebhafte farbige Struktur aufweisen. Die Gipsplatten wurden also nicht naturbelassen, sondern mit gelbem Pigment und Bohnerwachs solange poliert, bis sich eine intensiv glänzende, marmorartige Oberfläche herstellte. Sie bilden damit nicht nur…