Hanne Weskott
Irene Peschick
Galerie Sima, 26. 11.1987 – 24.1.1988
»Beschädigte Welt und Lovesong« lautete einer der Gedankensplitter, die wir bei IRENE PESCHICK finden. Damit umkreist sie das breite Spektrum ihrer künstlerischen Arbeit, die bestimmt wird von der Liebe zur Form und der Angst vor deren totalen Zerstörung. Sie hat diese Worte festgehalten wie sie mit dem Pinsel und dem Stift die Bilder aufs Papier bringt, die sich ihr aufdrängen. Ihre Zeichnungen entstehen in großen Mengen, stoßweise. Sie dienen nicht so sehr der Formfindung; eher stellen sie einen Dialog mit der zeitweise die Vorstellung der Künstlerin beherrschenden Form dar. Damit entspringen sie der gleichen poetischen Abstraktion, aus der auch die Texte kommen. Sie wirken ein wenig abgekürzt, fragmentarisch, Gedankensplitter eben. In den beiden Medien, der Sprache und der Zeichnung drückt sich das, was im Photo dann komplex erscheint, noch vereinzelt aus.
Irene Peschicks künstlerische Arbeit hat ihren Schwerpunkt eindeutig in der Photographie. Darin erreicht sie eine malerische Qualität, die durch ein sfumato gekennzeichnet ist, durch das das Licht mit dem Dunkel unausweichlich verbunden ist. Sie verzichtet auf Abbildungsschärfe zugunsten dieser rein malerischen Wirkung, die der abgebildeten Wirklichkeit jede Eindeutigkeit nimmt und die Phantasie mit Mitteln der Poesie anregt. Eine changierende Welt der Möglichkeiten wird da angeboten. Allerdings entstehen hier keine surreal-phantastischen Bildwelten, weil Irene Peschicks Bilddenken durch ein abstraktes Formensehen gekennzeichnet ist. Dieses aber gehört nicht der konkret-geometrischen Formenwelt an, sondern entspringt einer Realitätssicht, in der aus einer Menge ineinander verwobener Bilder einzelne Dinge ganz klar hervortreten. Ihre Gestalt mag verschliffen oder gar…