Hermann Pfütze
INTO ME / OUT OF ME
»Unter die Haut und aus der Haut«
Kunstwerke Auguststraße, Berlin, 26.11.2006 – Februar 2007
Diese Ausstellung wirft zwei Fragen auf. Erstens: Ist es künstlerischer Fortschritt von der Aktmalerei zur Endoskopie, von der Darstellung nackter Körper zur Präsentation der Schleimhäute und Ausscheidungen? Und zweitens: Wie weit und warum verzichten die meisten Akteure solcher Körpersekret-Kunst auf künstlerische Auseinandersetzung und förmliche Verarbeitung und nehmen Kunst und Provokation für einerlei? Immerhin gäbe es weder Kunst noch Wissenschaften noch Recht ohne den menschheitsalten Zwang zur Auseinandersetzung mit den Provokationen unserer Körpernatur. Lust und Schmerzen, Sex und Gewalt, Werden und Vergehen sind Themen der Ausstellung, aber viele Exponate könnten ebenso gut in Kliniken, Sexclubs oder bei der Kriminalpolizei gezeigt werden, ohne als Kunst zu gelten.
Die Filme und Fotos pissender, kackender, onanierender, lutschender, fickender Menschen wären in der Öffentlichkeit Provokationen, und die wenigsten sind auch nur halbwegs lustig, wie Alex McQuilkins riesig projizierter Film “Fucked”, in dem eine Frau, während sie von hinten gerammelt wird, sich zu schminken versucht und jeder Lidstrich dabei schief geht. Der Kunstraum schützt diese Exponate zwar vor Verboten und Attacken, aber um den Preis, weder Kunst noch Provokation zu sein. Sie haben diese eingebüßt und jene nicht gewonnen. Das gilt für die meisten Beiträge der Abteilung “Film und Aktion” im 4.Stock, wo für alle etwas dabei ist: Onanie, SadoMaso, Koprophilie, Blut- und Schlammschlachten, von Otto Muehl bis Orlan und Elke Krystoufek. Ähnlich wie die After-Fotos Robert Maplethorpes und Jeff Koons’ riesige Sexfoto-Öldrucke, haben auch die…