Interview mit Markus Raetz
EIN VOM KÜNSTLER ÜBERARBEITETES GESPRÄCH,
DAS IM LETZTEN JAHR ANLÄSSLICH DER BIENNALE VENEDIG STATTFAND
C.D.: Wenn man sich ihre Installation anlässlich der Biennale 1988 in Venedig vor Augen führt, fällt auf, dass die Mehrzahl der Werke aus früheren Ausstellungen stammt oder zumindest in ihrer formalen Präsenz stark auf schon Bestehendes verweisen.
M.R.: Von den 14 Arbeiten, welche sich in Venedig zu einem Ganzen fügen, sind 10 Werke hier zum ersten Mal öffentlich ausgestellt worden. Die Installation als solche ist eine Neuschöpfung, die speziell für diesen Raum und für diesen Ort entstanden ist. Es stimmt, dass ich dafür auch ältere Arbeiten benutzt habe, die bis ins Jahr 1982 zurückgehen. Doch das liegt in der Methodik meiner Arbeitsweise begründet. – Als ich den Pavillon kennenlernte, habe ich mir überlegt, welche Materialien und welche schon bestehenden Objekte in Venedig gezeigt werden sollten. Mit diesem Fundus bin ich dann hierher gekommen und habe im und mit dem Raum die definitive Fassung formuliert. Leider bin ich dann durch einen Unfall zwei Wochen zurückgeworfen worden, so dass schlussendlich nur ein einziges Element vollkommen neu entstanden ist, die Köpfe mit den Sehstrahlen, deren Muster sich aber wiederum in älteren Arbeiten findet. Neu hingegen ist das Durchmischen der beiden Sehstrahlen, das habe ich vorher noch nie gemacht.
C.D.: Wie soll man denn die Bruyere-Zweige, das Rohmaterial vieler Arbeiten lesen?
M.R.: Bruyere-Äste und Zweige sind das formale Arsenal dieser Arbeiten, das “vocabulaire” sozusagen. Man findet darin einige Arten von Formen – gebogene, gerade, verdrehte und gegabelte – so dass man sagen…