Intervention
Thomas Hirschhorn
Formgebung als Widerstand
Das Gramsci Monument bildet den Abschluss einer Reihe von „Monumenten“, die Thomas Hirschhorn (*1957) zuvor in verschiedenen europäischen Städten realisiert hatte: Sie waren Baruch Spinoza, George Bataille und Gilles Deleuze gewidmet. Unter anderem zeichnen sie sich durch den Ort aus, an dem sie aufgebaut wurden, Arbeiterviertel und soziale Brennpunkte, sowie den konsequent umgesetzten Gedanken der Partizipation der Anwohner der jeweiligen Quartiere, die beim Aufbau beteiligt waren. Das New Yorker Projekt bezog sich auf den italienischen Journalisten, Theoretiker des Marxismus und Führer der kommunistischen Partei Antonio Gramsci (1891-1937). Ausgeführt wurde es auf einer Grünanlage des 1956 fertiggestellten Wohnkomplexes Forest Houses, der 15 Gebäude umfasst und in der Bronx zwischen 163rd und 166th Street gelegen ist, einem Quatier, in dem etwa 3.300 Menschen leben und das für seine sozialen Spannungen bekannt ist. Das Gramsci Monument wurde im Sommer 2013 geöffnet und konnte 77 Tage lang von Anwohnern und Besuchern genutzt werden, danach wurde es vollständig entfernt.
Der Text Hommage an die Form (2012) von Thomas Hirschhorn ordnet das Projekt in den konzeptuellen Rahmen einer „Mission des Künstlers“ ein. Dabei dürfte der Anklang an den gleichnamigen Titel des bekannten Vortrages seines Schweizer Künstlerkollegen Ferdinand Hodler (1853-1918) aus dem Jahre 1897 nicht ganz zufällig sein. Hirschhorn stellt in seinem Traktat – hierin Hodler nicht unähnlich – die Form und die künstlerische Arbeit an ihr als entscheidenden Aspekt seines Schaffens heraus. Er versteht freilich die künstlerische Formgebung als Akt des Widerstands – und das macht seine Hommage an die Form zu einem…