Uta M. Reindl
Interferencias
Sala de Exposiciones del Canal de Isabel II, Madrid,
4.4. – 24.5.1998
Der soziale Raum als subjektivistische Projektsebene ist das Grundthema der Fotografien, die unter dem Titel “Interferencias” – was ja auf deutsch auch Einmischung bedeutet – im Madrider Ausstellungsraum Canal de Isabel II gezeigt wurden. Der fotografische Diskurs der zehn Künstler aus neun Nationen ist oft ethnisch geprägt, die meisten Sujets entstammen dem großstädtischen Kontext. Der Spanier Octavio Zaya, seit drei Jahren Redaktionsmitglied von Flash Art und freier Ausstellungsmacher, kuratierte die Gruppenschau: Wie viele Künstler und Kunstvermittler der aktuellen Kunstszene Spaniens lebt auch er in New York.
Den öffentlichen Raum Schule, der zugleich ein geschlossener ist, macht Lina Bertucci (35) zum Gegenstand ihrer Farbfotografie. Die Bedrücktheit, die Einsamkeit der Kinder einer konfessionellen Grundschule ist der Akzent, den die Italienerin in ihren Arbeiten setzt. Schüler stehen in Durchgangsbereichen (Fluren, Treppen) und in Toilettenräumen – vereinzelt oder gruppiert, meist in Posen und aus Perspektiven, die sie anonymisieren. Noch symbolischer ist die Bildsprache der in kaltem Türkisblau getauchten Farbaufnahmen der Spanierin Jana Leo (32): Eine einzelne Person oder gar nur der leere Raum selbst ist zu sehen, nämlich die öffentliche Toilette. An ihm manifestieren sich – dem Ausstellungstitel gemäß – Interferenzen der Extreme Intimität und Öffentlichkeit .
Mit Frauen im Islam und den damit verbundenen menschenrechtlichen Implikationen befaßt sich die Iranerin Shirin Neshat (41): Die auf die Fotos gezeichnete iranische Kalligraphie überzieht Frauenhände und -gesichter der im harten Schwarz-Weiß abgezogenen Großaufnahmen, und sie haben schon eine dramatische Qualität. In der Kuppel des…