Uta M. Reindl
Inter-cool 3.0. Jugend-Bild-Medien
»Zwischen Live-Rollenspiel und alltäglicher Tristesse – die Jugend heute?«
Hartware MedienKunstVerein, Dortmunder U, 17.11.2010 – 28.11.2010
I trust nobody“, „The world is so strange“ oder auch „Teach me to survive“ sind Sätze, die schrill angezogene Jugendliche mit Hassgebärden aus der Wandprojektion heraus dem Betrachter entgegen schreien. Als Mitglieder der dem Punk nahe stehenden Emo-Jugend der Ukraine in dem Video des 2005 gegründeten ukrainischen Künstlerkollektivs Soska verleihen sie nicht nur einem postsowjetischen Pessimismus Ausdruck, sie spiegeln zugleich die Abgeklärtheit vieler Jugendlicher in Industrienationen – bei ihrem Versuch sich von der kapitalistischen Gesellschaft abzugrenzen. Ernst blicken viele Gesichter aus den bewegten und unbewegten Bildern dieser Ausstellung mit dem Titel inter-cool 3.0, in der es um die medial vernetzte Jugendkultur sowie den Bezug auf Web 2.0 geht – einem Markenbegriff für soziale Netzwerke im Internet, die mehr als das Beste – eben 1.0 – zu bieten versprechen. Und inter -cool begreift sich mit einem guten Schuss Ironie nicht bloß als 2.0, sondern als 3.0!
Neben den alltäglich gekleideten Jugendlichen in ihren alltäglichen Kontexten verbildlicht inter-cool 3.0 vorrangig jene, die sich kostümieren, um der normalen Welt zu entfliehen, hin zu ihren Paralleluniversen. Das vorgeführte jugendliche Personal, das sein Äußeres gegen ein fiktives eintauscht, umfasst seltener kitschige Feen einer höchst artifiziellen Märchenwelt, eher streitfertig anmutende Kämpfer einer Steampunker-Truppe oder einer Waver-Gothic-Einheit. Im Untertitel Jugend-Bild-Medien betont der für seine pionierhafte Medienkunst-Arbeit bekannte Kunstverein den Tenor seiner Ausstellung, mit der er seine neuen Räume im Dortmunder Industriedenkmal U einweiht, das sich unmissverständlich zu…