Inszenierungsstrattegien I:
Das Subjekt, das Objekt
Fotografie als Mittel der Selbstdarstellung in der Spanischen Kunst
Von Gloria Picazo
Nach der intensiven Debatte, die Ende der 80er über Sinn und Inhalt einer Abgrenzung zwischen der sogenannten Kunstfotografie und der Gebrauchsfotografie geführt wurde, und angesichts der aktuellen Bedeutung individueller Reflexionen und nichtformalistischer Themen neige ich dazu, den wütenden Worten zuzustimmen, die Charles Baudelaire anläßlich des Salons von 1859 in Form einer Karte an den Direktor der “Revue Française” geschrieben hat. Ohne den kulturellen Kontext, in dem besagte Worte geschrieben wurden, ignorieren zu wollen, ist doch sicher, daß sie ein beträchtliches Maß an wohlbedachter Wahrheit enthalten. Ja, ich wage zu behaupten, daß sie heute von vielleicht größerer Gültigkeit sind denn je.
In Anbetracht der Furcht, daß es der Fotografie gelingen könnte, die Kunst zu ersetzen, rief Baudelaire aus: “Es ist also nötig, daß sie zu ihrer wahren Bestimmung zurückkehrt, welche die ist, die Sklavin der Wissenschaften und der Künste zu sein; und zwar die allerniedrigste Sklavin, so wie die Presse und die Stenografie, die die Literatur weder geschaffen noch verfeinert haben. Daß sie rasch das Album des Reisenden bereichere und seinen Augen die Genauigkeit verleihe, die seiner Erinnerung fehlen dürfte, daß sie die Bibliothek des Naturwissenschaftlers schmücke, die mikroskopischen Lebewesen vermehre und die Hypothese der Astronomie sogar mit einigen Daten befestige; daß sie, kurzum, der Sekretär und Registrator von jedermann sei, der in seinem Beruf absoluter materieller Genauigkeit bedarf. Bis hierher und nicht weiter! Daß sie die Ruinen der Monumente vor dem Vergessen bewahre, die Bücher, die…