Viola Michely
Inszenierung einer Ansammlung
»Arte Povera – Arbeiten und Dokumente aus der Sammlung Goetz«
Kölnischer Kunstverein, 14.2. – 26.4.1998
Ausräumen möchte man den Kunstverein, ausräumen und immer wieder auswählen, sortieren, ordnen und neu zusammensetzen, das Bild von der Arte Povera. Schon einmal waren diese Künstler zusammen mit Marisa Merz im Kölnischen Kunstverein in der Ausstellung einer Turiner Kunst-Geschichte 1983 zu sehen. Diese von Wulf Herzogenrath konzipierte Ausstellung konzentrierte sich darauf, die Künstler und Künstlerin der Arte Povera mit wenigen, ausgewählten Arbeiten vorzustellen. Die Präsentation der Sammlung Goetz zeigt eine Fülle an Arbeiten und Dokumenten der Arte Povera. Der Kölnische Kunstverein erscheint größer als sonst, vielleicht weil man an so viel unterschiedlichen Arbeiten vorbei defilieren muß. Der Raum ist übervoll an Materialien, Baustoffen, Ready-mades, Organischem, Kunststoffen, Kabeln, elektronischen Geräten, Rohem, Halb-Gerfertigtem, Relikten und Dokumenten. So unterschiedlich, wie diese Materialien zum “Werk” komponiert und im Raum installiert sind, sind auch die Titel zwischen Prosaik, reiner Beschreibung, Poesie und Metaphorik. Will denn hier wirklich jede Arbeit in ihrem Eigensinn bestehen, sich in eigenwilliger, künstlerischer Praxis behaupten?
Wie homogen erschien dagegen die Präsentation der Minusobjekte von Michelangelo Pistoletto auf der documenta X: große, schöne und vielfältige Objekte, künstlerisches Mobiliar, das den Raum zu füllen und auszustatten vermochte, wie einen kleinen, minimalen Kosmos. Pistoletto verfolgte programmatisch mit seinen Minusobjekten das, was im Grunde alle Künstler dieser Gruppierung schon praktizierten: den unmittelbaren Vollzug von Ideen mit Materialien, die gerade verfügbar waren. Die Objekte sollten nicht aufeinander aufbauen, keinem künstlerischen Ziel und damit einer Entwicklung auf dem Weg eines…