Inside – Outside
Der Hamburger Kunstverein ist ganz aus sich herausgegangen: Nicht nur im eigenen Hause, nein auch davor und übers gesamte Stadtgebiet verteilt ließ er Künstler Räume gestalten. Zumeist war das Ambiente geprägt vom morbiden Reiz des Ausgedienten, das am Rande zur (Weg) Sanierung vegetiert, mit einer Spur von ‘ventre de Hambourg’: Keller, Laden-Lager, Speicher, Fabrikhalle – Orte, die in Beziehung stehen mit der Produktions- und Warenwelt. Was einmal die Gestalt der Umwelt mitbestimmte, teilhatte am industriellen Prozeß, wird von ihm überrollt, gehört bald zum alten Eisen, das aus-gedient hat und damit frei wird zur – vom Künstler provozierten – Mehrdeutigkeit. Ein Paternoster etwa, selbst fast das Relikt aus kafkaesken Bürowelten (wiewohl noch in Betrieb), wird von Sabine Reiff bemalt zum gefährlichen Fahrstuhl: es wimmelt von raubtierartigen Bestien. Das technische Gerät wird demonisiert, die Gefahr, die es trotz aller Sorgfalt und Bestimmungen birgt, wird aktualisiert. Schilder wie ALARM, ACHTUNG ELTERN oder NOTBREMSE, die helfen sollen, Gefahr zu vermeiden, erhalten plötzlich bedrohlichen Charakter; die gleichmäßig zirkulierenden Kabinen werden zum Monster-Paternoster. Formal erscheint das malerisch bearbeitete Fortbewegungsmittel als Paraphrase auf ein modernes Medium, den Film oder als Endlosband kleiner Guckkastenbühnen, deren Benutzung Mitspielen bedeutet.
Der Stellenwert, den die gesuchte oder vorgefundene räumliche Situation in der Arbeit der einzelnen Künstler jeweils einnimmt, ist höchst unterschiedlich. Raimund Kummer etwa läßt den Raum, ein wasserleeres Hallenbad in St. Pauli, unverändert bestehen, interpretiert ihn nur durch die Beleuchtung und durch eine akustische Installation und wandelt die Schwimmhalle dadurch um zu einer Art mystischem Gesamtkunstwerk. Einen Stock höher,…