Inside Out
Fotografie und Psychologie
DZ Bank Kunstsammlung, Art Foyer 07.02. – 12.05.2018
von Christian Huther
Irgendetwas ist passiert. Der Mann hat sein Auto gestoppt, die Tür geöffnet, den rechten Arm aufs Lenkrad gelegt und mustert nun seinen linken Arm. Doch Blut ist nicht zu sehen, auch nicht im geöffneten Kofferraum oder auf der Straße, die gesäumt wird von beleuchteten Häusern. Eine nächtliche Szene also mit unheilvoller Stimmung, die nicht eindeutig zu erklären ist. Das Foto, wie ein Filmstill anmutend, hat Gregory Crewdson 2001 aufgenommen, es zählt zu seiner „Twilight“-Serie.
Crewdsons Bilder sind, wie er selbst sagt, von Psychologie beeinflusst, vor allem von Sigmund Freunds epochalem Aufsatz „Das Unheimliche“ von 1919. Darin denkt Freud über das Unheimliche nach, nimmt es wortwörtlich und kommt so über das Heimliche zum Heim, das Schutz bieten soll, oft aber auch ein Ort des Geheimnisvollen und des Grauens ist. Mit seiner Arbeit hat Freud die Psychologie populär gemacht, ähnlich wie die Technik der Fotografie zur Beliebtheit verholfen hat. Heute fotografiert jeder, heute weiß jeder um die Zusammenhänge von Seele und Körper, Träumen und Unbewusstem.
Für Christina Leber, die Leiterin der Kunstsammlung der Frankfurter DZ Bank, ist das eine ideale Gelegenheit, die beiden Welten, die so viel miteinander zu tun haben, in einer Ausstellung zu verbinden. Für diese erste interdisziplinäre Schau hat sie zwei Fachleute eingeladen. David Keller kennt sich als Psychologe, Kunst- und Kulturhistoriker in beiden Welten bestens aus. Und Steffen Siegel lehrt als Professor für Theorie und Geschichte der Fotografie in Essen. Die Schau…