Jens Rönnau
Insa Winkler – Futura Exaktum
Kampnagelfabrik Hamburg, 29.6. – 23.7.2000
Rüstungskonversion von Militärgelände muss nicht zwangsläufig dessen Totalplanierung bedeuten. Konversion kann auch eine sinnvolle Überführung zu neuen Inhalten künstlerischen Inhalts sein. Dies jedenfalls versucht seit einigen Jahren die Oldenburger Künstlerin Insa Winkler den Investoren zu vermitteln, die das einstige Militärareal auf dem “Bug” zur Feriensiedlung machen wollen, eine schmale Landzunge auf Rügen gegenüber von Hiddensee.
Die gelernte Bildhauerin, Jahrgang 1960, ist mehrfach sensibilisiert für solche Themen: Ihre Eltern planen und legen Landschaftsgärten an, sie selbst nahm an diversen Landart-Projekten teil und präsentierte Mitte der 90er Jahre in Kiel Konzepte für die mit Pflanzen bewachsene Umnutzung einer Bunkeranlage. Daneben legt sie sozial-historische Schwerpunkte wie bei dem disziplinübergreifenden Projekt “Reflexion Tschernobyl” in Russland.
Seit 1997 beschäftigt Insa Winkler sich mit dem “Bug” auf Rügen, der als Militär-Bastion im Kaiserreich der Flotte diente, im Nazi-Deutschland als Fliegerhorst und zu DDR-Zeiten größter Flottenstützpunkt der NVA war. Derzeit wird das Gelände von Bunkertrümmern, Flugzeugpisten und NVA-Gebäuden für die geplante Feriensiedlung geräumt.
Winkler, die bei ihrem Anliegen teilweise von einem der Investoren unterstützt wird, möchte Reste aller drei Militär-Bastionen erhalten und in einem positiven, zukunftsgerichteten Zusammenhang stellen (“Futura Exaktum” – “Vollendete Zukunft”). Dazu zählen moosüberwachsene Fundament- und Bunkertrümmer, Fundstücke vor Ort, z.B. löcherdurchsiebte Verkehrsschilder, die als Schießscheiben genutzt wurden. Ein erhaltener 100-m²-Bunker hat einen Raumklang wie eine Kathedrale. Er soll “Klangbunker” werden für Performances und andere Veranstaltungen.
Quasi als Werbefeldzug für ihre Sache stellte sie jetzt in der Hamburger Kampnagelfabrik eine mehrräumige Gesamtinstallation vor, an der sie als Gäste die…