Uta M. Reindl
innen von außen
Zollhof des Düsseldorfer Hafens, 2.6.-29.6.1989
Um Grenzüberschreitungen geht es: um Künstler, die ihre Landesgrenzen überschritten, sich in bundesdeutschen Großstädten etabliert haben und mit ihrer Kunst das Deutschland “innen” sozusagen “von außen” reflektieren. Grenzüberschreitung aber auch deshalb, weil der Ausstellungsort, im Zollhof des Düsseldorfer Hafens, per se auf Grenzland verweist.
Neun ausländische Künstler präsentierten dort in dem 500-Quadratmeter-Raum einer ehemaligen Abfertigungshalle ihre Arbeiten, die der Kölner Ausstellungsmacher Andreas Gutt zusammengestellt und arrangiert hat. Das Projekt gilt als “Versuch, pluralistisch einen inneren Zustand zu analysieren” – doch nicht im Sinne einer ausschließlich psychologischen oder politischen Auseinandersetzung etwa.
Künstlerisch überzeugend zunächst die Kohlezeichnungen und Tonplastiken der in Köln lebenden Japanerin Leiko Ikemura in einer ungewohnten Abstraktion. Die malerisch formulierte Bildsprache machen ein faszinierendes Wechselspiel zwischen Tiefe und Oberfläche frei, durchaus auch jene kulturelle Bewegung des “innen von außen”. Manche Künstler behandelten das Thema sozusagen wörtlich: Der Türke Adem Yilmaz installierte – unter dem vielsagenden Titel “Der verfemte Ort” – direkt am Fenster eine Art Rampe oder Steg zur Außenwelt. Der Österreicher Christian Sery verarbeitete für seine Wandobjekte wieder seine Türen, als alltägliche Grenzmarkierungen schlechthin. Mit einer massiven Mauer aus Hohlblocksteinen konstatiert die einzige Staatenlose unter den Künstlern, Heike Pallanca, ihre subjektive Position zwischen den Nationen. Ihre Auseinandersetzung mit der eigenen Kultur aus europäischer Distanz verbildlicht schließlich die Brasilianerin Mercedes Barros in einigen der dort ausgestellten Foto-Malereien. Manche Arbeiten scheinen Opfer des pluralistischen, fast gar beliebigen Konzepts zu sein. Etwas dürftig wirken so gesehen etwa jene im Raum verteilten und bemalten Fenster…