Uta M. Reindl
Ingrid Roscheck
Rainer Barzen
Galerie Conrads, 2.9.-4.10.1988
Galerie Jöllenbeck, 9.9.-29.10.1988
Die Nähe drängt sich auf, insbesondere im malerisch-zeichnerischen Bereich: Da werden architektonische und amorphe Formen ins Spiel gebracht, entfalten sich archaisch und zugleich utopisch anmutende Räume, Organismen. Dennoch unterscheiden sich die Arbeiten von Ingrid Roscheck und Rainer Barzen deutlich – das jedenfalls belegte die gemeinsame Ausstellung mit den jüngeren Arbeiten des Künstlerpaares in der Neusser Galerie Conrads, das belegte auch die Einzelausstellung Rainer Barzens bei Jöllenbeck in Köln.
Die Gipsplastiken von Ingrid Roscheck leben aus dem Gegeneinander von Kälte und Wärme. Das ungebrochene Weiß der Gipsmasse suggeriert Sprödigkeit, Weichheit dagegen die Oberflächengestaltung sowie die Formgebung insgesamt. Fast leitmotivisch variiert die Kölner Künstlerin gefäßartige Formen (Höhlen, Mulden, Schoten), die nahezu feminin wirken. Man vermißt die Autonomie oder Klarheit früherer, stärker geometrisierter Arbeiten Ingrid Roschecks. Lediglich die Großplastik aus aufeinandergeschichteten Preßspanscheiben, die zu einer präzis ausgeformten Säule mit weich verlaufenden Kannelüren geschnitten ist, läßt an die stelenartigen Skulpturen früherer Jahre denken. Die farbigen Zeichnungen und Aquarelle von Ingrid Roscheck sind in ihrer Formensprache eindeutiger als etwa die Graphitarbeiten. Dort wo die in der Fläche verteilten Gegenstände durch Linien unterschiedlicher Stärke miteinander verwachsen scheinen, kommt jenes das ganze Werk bestimmende organische Moment besonders zum Tragen. Und hier lassen sich Parallelen zu Rainer Barzen entdecken: In den Gemälden des Kölner Künstlers nimmt eine Formation von Zeichen und eine nur angedeutete Architektur oder Konstruktion den Raum fast im Schwebezustand ein.
Einmal ist es ein überdimensionales perspektivisch verzerrtes oder nur fragmentarisch sichtbares (Labor-)Glas oder eine Kugel – ein wichtiger Bestandteil…