Stefan Römer
Ingold Airlines goes public – ein Spiel ohne Limits
Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen in der Kunsthalle Düsseldorf, 28.6. – 7.7.1996
Am 28.6.96 fand um 20 Uhr die »Gründerversammlung der Ingold Airlines Aktiengesellschaft« im Düsseldorfer Kunstverein statt. Während – von Reden eingeleitet – die Geschäftsbedingungen geklärt wurden, konnten die präsentierten Dokumente der bisherigen Aktivitäten der Fluggesellschaft unter die Lupe genommen werden: Fotografien von eigenen Flugzeugen und der angeflogenen Flughäfen …
So könnte ein Bericht einer Wirtschaftszeitung beginnen. Wären nicht die Reden vom Kunsthallendirektor Harten und dem Kunstvereinsleiter Stecker gehalten worden, die den Kunstrahmen markierten, hätte man es tatsächlich für eine Auktionärsversammlung halten können. Selbst die Zitate von bekannten Kunstvermittlern unter den Fotos fungierten als einleuchtende Verbindung zwischen Kunstjetset und Fluglinie, zumal diese z.T. schon für echte Fluggesellschaften geworben haben. Das Öffentlichkeitsdesign stimmte – womit Ingold Airlines sich einen Namen gemacht hat -, und die ernste Stimmung wurde erst durch die Rede von Thomas Kirschning, dem »Ressortleiter Öffentlichkeitsarbeit« von Ingold Airlines, gelockert. Ihm gelang es einerseits, in scharfer Rhetorik den Plan des Unternehmens, an die Börse zu gehen, zu skizzieren, und andererseits mittels treffender Anspielungen auf synchrone wirtschaftliche Entwicklungen die Bedeutung und Tragweite von »Ingold Airlines goes public« zu karikieren.
Anläßlich dieser Inszenierung einer Vernissage in Form einer Gründungsversammlung von Auktionären wurde definitiv die Kunst der Präsentation mit der Präsentation der Kunst vereint; darüber schwebte die Metapher der Börse für den Kunstmarkt: Eine Edition hat die Erscheinungsform von Anteilsscheinen am Unternehmen – die Aktie als Kunstdruck. Dies stellt sich in eine künstlerische…