Ingo Kümmel
Es ist ein leises Geschäft mit der Kunst. Einer der hinein will, kommt eher durch die Wand als durch die Tür. Ingo Kümmel kam immer durch die Wand.
Wenn die Kunst im 20.Jahrhundert immer neuen Attacken auf ihre Daseinsform und neuen Fragen anch ihrem Sinn ausgesetzt war und ist, so ist es der Kunsthandel nie gewesen. Problemlos verkraftete er auch die Attacken der Künstler, integrierte sie in die Mechanik der Profitmaximierung. Ein diplomatisches Meisterstück, aber auch ein Paradox.
Ingo Kümmel lebte dieses Paradox. Er lebte es als eine Utopie, an deren Aufrechterhaltung er ständig arbeitete. Er wollte einen Kunstmarkt, an dem alle partizipieren können, und er wollte seine Auflösung, damit Kunst Teil des Lebens und nicht sein Gegenüber werde.
Sein dionysischer Nonkonformismus, der sich bisweilen auch gegen die eigene Person richtete, war die Quelle seiner schier unerschöpflichen Energie, die einer “Ökonomie der Verschwendung” im besten Sinne diente.
1937 im fränkischen Brückenau geboren beginnt Kümmel 1955 in Frankfurt/M. das Studium der Betriebswissenschaft. Nebenbei baut er seiner Mutter ein Immobiliengeschäft auf. Anfang der 60er Jahre wechselt er nach Köln, heiratet und übernimmt, um Frau und Kinder zu ernähren, eine Kneipe. Erste Kontakte mit dem Kreis um das Studio für Elektronische Musik des WDR, lernt, Kagel, Stockhausen, Paik kennen. Als er einen Schnapsladen in gutbürgerlicher Lage übernimmt, stellt er im Hinterzimmer Kunst aus. Die Ausstellungen sind spektakulär, doch verkauft wird nicht viel. Schnell lernt Kümmel die Verschwiegenheit des Kunsthandels als conditio sine qua non kennen und verachten.
Seine Überzeugung, daß Kunst kein elitäres sondern ein utopisch-populäres Mittel…