Goschka Gawlik
Ingeborg Strobl
Federleicht und erdenschwer
geb. 1949 in Schladming, Steiermark, lebt in der Stadt Wien und auf dem Lande
Eine Kamelfigur von Nippesgröße steht isoliert auf dem Wandtisch, (s. Abb.) Daneben liegt kontrapunktisch ein im Umriß geometrisch vereinfachter Gebrauchsstoff, vielleicht der Verweis auf einen permanenten visuellen Tapetenwechsel oder das Muster geläufiger Anpassungsstrategien. Die beiden Gegenstände, der vorgefundene und der minimal modifizierte, wurden bereits auf den Fotofilm gebannt und eines Tages werden sie, wie jene anderen real-banalen Requisiten künstlerischer Praxis, aus dem Atelierraum Ingeborg Strobls spurlos verschwunden sein. Was im Foto aufgehoben wird, ist weniger die sachliche Dokumentation einer Situation, sondern vielmehr eine von Gefühlen beschwingte und in Licht/Schatten inszenierte Vorstellung; die die Dinge der Trivialität und der Vergänglichkeit entreißt und über die fotomediale Entfremdung direkt, quasi immateriell ins Geistige des Betrachters führt. Strobls inszenierte “Stilleben zum Lebensgefühl” rücken in die Nähe der illusionsstiftenden Malerei. Das bestehende Foto gleicht einem dichterisch verborgenen “Memento Mori” auf die verlorengegangene materielle Welt der Objekte.
Bei der Wiener Ausstellung “Das offene Auge” (1986) improvisierte IS “ihr” Stilleben in einem käfigartigen Zimmer. Der vorgefundene Raum wurde nicht verändert, lediglich bestimmte Gegenstände an den richtigen Stellen plaziert. Ein schwarzbemalter Krug und ein Hasennippes fixierten scheinbar das unauffällige Abbild eines Hundes an der Leine. Den Ausstellungstitel (Das offene Auge) wandelte Strobl auf “Die blinden Hasen” ab. Eine dezente Geste der Künstlerin und eine Anspielung auf das stille Leben, in dem der Geist einer Epoche seine Spiegelung findet, (s. Abb.)
Die Quintessenz dieser und zahlreicher anderer “Stilleben zum Lebensgefühl” von IS liegt…