Christian Huther
Ingeborg Lüscher
»Lass einen Zweig von weißem Flieder in Südafrika«
Museum Wiesbaden, 14.5. – 23.7.2006
Wie ein roter Faden zieht sich die Farbe Gelb durch ihr Schaffen. Früher kam noch das Schwarz der Asche hinzu, das als Symbol der Vergänglichkeit gut zum Schwefel mit seinem immateriellen Licht passte. Aus dieser Kombination entstanden Skulpturen und Bilder mit reizvollem Wechselspiel zwischen Licht und Dunkel. Jetzt ist Ingeborg Lüscher, die vor 70 Jahren im sächsischen Freiberg geboren wurde und seit geraumer Zeit in der Schweiz lebt, ganz beim lichten Gelb angekommen. Das zeigt ihre Schau mit neueren Installationen, Videos und Fotos im Museum Wiesbaden. Bereits 1993 hatten Direktor Volker Rattemeyer und seine Mitarbeiterin Renate Petzinger der Multimediakünstlerin eine große Überblicksschau gewidmet. Die reichte von den ersten Bildern und Objekten aus Zigarettenkippen über die Material- und Fotodokumentation des Einsiedlers Armand Schulthess bis hin zu den Skulpturen aus Schwefel und acrylgeschwärzter Asche.
Damals wie heute pendelt Lüscher zwischen Alltag, Autobiografie und Alchimie, zwischen neuen Materialien und anderen Ausdrucksformen, zwischen vielerlei Bezügen zu Künstlerkollegen und allerlei kosmischen Phänomenen. Doch populär wurde die Künstlerin damit nicht, obgleich sie schon früh prominente Fürsprecher hatte, etwa ihren langjährigen Lebensgefährten, den international renommierten, vor einem Jahr verstorbenen Ausstellungsmacher Harald Szeemann. Zu vielschichtig ist ihr Werk und zu oft wechselt sie die Medien, als dass sie klar einzuordnen wäre. Das hat schon vielen Künstlern eher geschadet als genutzt.
Dabei lässt Ingeborg Lüscher aus banalem Material oft ein pralles Farbwunder erstehen. Angeregt von den goldgelben Blütenmeeren der Forsythien an einer Autobahnböschung…