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Ausstellungen: Stuttgart · S. 328 - 329
Ausstellungen: Stuttgart , 1990

Heinz Thiel
Inge Mahn

Württembergischer Kunstverein, 12.4. – 27.5.1990

“Inge Mahn – das ist die zur Kunst gewordene Fehlanzeige einer Gesellschaft, auf ihrer pathetischen Suche nach einem verlorengegangenen Zusammenhang”, liest man als Essenz eines wortakrobatisch-frischen Katalogtextes von Hans Sahl. Aber noch eh man den Satz richtig zu Ende gelesen hat, beginnt man schon wieder von vorne, denn man spürt, daß da irgend etwas nicht richtig ist. Der Satz ist wie die Gegenstände und Räume von Inge Mahn: spielerisch, vertraut und – falsch (?). Beim Nachfassen, beim Festmachenwollen, kommt die “Fehlanzeige”. Die Realität hält zwar unseren Blicken stand, aber sie beugt sich nicht unseren Attributen. “Inge Mahn ist einem Geheimnis auf die Spur gekommen” – nochmals so ein Satz von Hans Sahl. Das Geheimnis bleibt Geheimnis, es wird nicht verraten, aber es steht leibhaftig vor uns. Im Leibhaftigen liegen tatsächlich die Seele und das Geheimnis der Kunst von Inge Mahn. Sie läßt die Schwere los, und siehe da, die Dinge tanzen und tänzeln. Das Bewegungselement ist in den Skulpturen und Installationen von Inge Mahn auffällig – selbst da, wo scheinbar alles “still” und “ruhig” sein muß wie bei der in New York entstandenen Arbeit “Flügel auf Bahre” (1989).

Will man Inge Mahns Arbeiten beschreiben, so müßte man beständig das Wort “scheinbar” oder “anscheinend” als Warnung hinzusetzen, denn nichts ist tatsächlich so, wie es zu sein vorgibt, und man wäre dann schon auf der sprachlichen Ebene unpräzise, weil man den Streit weder vermeiden, noch schlichten könnte, ob nun “scheinbar” oder “anscheinend” wortwörtlich zutreffend ist. Ebensowenig…


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