Sabine Schütz
Inge Mahn
Galerie Offermann, Köln, 30.1. -14.3. 1987
Die Anzahl der in dieser Ausstellung tatsächlich »ausgestellten« Kunstwerke war eher bescheiden: Acht Bleistiftzeichnungen, mit sicherem, sparsamem Strich zu Papier gebracht, erwarteten den Besucher im Vorraum der Galerie – Zeichnungen, deren Gegenstände auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun zu haben schienen. Eine Treppe, Vögel im Flug, eine Pflanze oder eine skizzenhaft aufgefaßte Säulenarchitektur sind, zumindest unter inhaltlichen Gesichtspunkten, auf keinen gemeinsamen Nenner zu bringen. Und die inhaltliche Dimension dieser Dinge ist für die Künstlerin denn auch weniger von Belang als ihr jeweiliges Verhältnis zum Raum.
Ein dynamischer Ablauf – wie z. B. im Vogelflug – strukturiert den umgebenden Raum ebenso wie die statische Konstruktion einer Säulenhalle. Und Inge Mahns eigentlicher »Werkstoff« ist der Raum, den sie, unter Zuhilfenahme von Baumaterial und sehr viel Gips, immer wieder aufs Neue aus dem Gleichgewicht zu bringen versteht. An einer Galerie interessiert Inge Mahn nicht so sehr die Hängefläche der Wände als z. B. seine Türen, die Decke oder der Fußboden. Raum zu verändern und die Sehgewohnheiten des Betrachters zu verunsichern, das ist das eigentliche Ziel ihrer Arbeit. Die Irritation des Galeriebesuchers, der statt einer Ausstellung eine völlig zweckentfremdete Raumsituation vorfindet, ist dabei gewissermaßen Bestandteil des Kunstwerks.
Die formale Gestalt der Gipselemente, mit denen Inge Mahn den Hauptraum der Kölner Offermann Galerie für die Dauer der Ausstellung in ein fremdartiges, merkwürdig sprödes Gehäuse verwandelt hatte, war wenig spektakulär, ihre raumverändernde Wirkung jedoch beachtlich. Eine bereits vorhandene Unregelmäßigkeit, nämlich die leichte Abschüssigkeit des Bodens, nahm die Künstlerin…