Jens Asthoff
Inga Svala Thórsdóttir
»Borg 21° W 64° N«
Kunstverein Springhornhof, 11.11.- 17.12.2006;
9.1.- 28.2.2007 nach Vereinbarung
Not Yet Thought Of” – Dinge, über die noch nachzudenken wäre. So lautet die titelgebende Zeile einer Grafik, die Inga Svala Thórsdóttir im Kontext einer ganzen Reihe von Zeichnungen unterschiedlicher Formate, Stile, Themen und Techniken präsentiert. Die blassrot gefärbte Radierung zeigt eine transparente Kugel, geformt aus zahllosen, wie von innerer Kraft gehaltenen kleinen Pattern. Darin schwebt der Schriftzug ” Borg” zusammen mit einem Geflecht, das auf den ersten Blick ein dünner Ast, eine Koralle, womöglich auch ein Stück neuronaler Verzweigung sein könnte. Tatsächlich ist es ein Zitat: die berühmte kleine Skizze Charles Darwins, in der er das erste Mal die Idee der Evolution der Arten fasste, das faksimilierte Dokument eines Geistesblitzes. Thórsdóttir formuliert mit dieser bildhaften Konstellation einen luftigen Gedankenkern, eine imaginäre Keimzelle, die in alle Richtungen hin Worte und Sätze ausstrahlen lässt, Begriffsfelder, die einen ganz eigenen Kosmos abstecken und offen halten: ” Borg Energy” , ” Borg Dynamische Dichte” , ” Borg Love Nests” ist da zu lesen oder auch ” Das Modell ist ein methodisches Werkzeug zur Analyse der Realität” . Und ganz einfach nur ” Borg is.”
Dinge also, über die noch nachzudenken wäre. Davon gibt es in Inga Svala Thórsdóttirs Projekt wahrhaftig eine ganze Menge. Nicht, dass nicht vieles bereits realisiert, zur Form gebracht wäre. Das hat Thórsdóttir in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Ausstellungen, etwa in der Hamburger Kunsthalle oder der Villa Merkel Esslingen, gezeigt und…