Reinhard Ermen
Ines Hock / Michael Toenges
Galerie Conrads, 30.5. – 30.6.1990
Die Galeristen legen Wert darauf, daß das zwei Ausstellungen sind. Und in der Tat: Der Abstand zwischen der Malerei von Ines Hock (1960) und Michael Toenges (1952) könnte nicht größer sein. Hock arbeitet mit den reduzierten Mitteln monochromer Malerei, während Michael Toenges schwere Farbmassen für seine abstrakt anmutenden Bildwelten aufeinandertürmt.
Ines Hock steht erst am Anfang einer vielversprechenden malerischen Entwicklung. Sie erstellt Farbtafeln mit kluger Disposition, ihre Experimente mit der Zargenhöhe des Keilrahmens, mit harten und abgerundeten Kanten sind noch ein Suchen. Sie hat eine Vorliebe für das Hochformat, und die Farbe wird in der Horizontale streng mit gleichmäßigen Malspuren auf bzw. auch “gegen” das Format gesetzt. Noch fehlt Ines Hock ein unverwechselbarer Zug, der ihr einen festen Platz im Feld der neuen Farbmalerei sichern kann. Doch schon innerhalb ihrer höchst einfachen Grundposition verrät sich ein Zug zur Konzentration. In einigen Tafeln gerät die Farbe bereits in eine persönliche Schwingung, wenn die strenge Einfarbigkeit durch leichte Tonschwankungen in Bewegung gerät.
Michael Toenges ist als Maler eine ungewöhnliche Erscheinung. Zwar ist er nicht Erfinder des manchmal zentimeterdicken Auftrags von Farben, ja so eine massige Expressivität erscheint auf den ersten Blick durchaus vertraut. Doch der persönliche Umgang von Michael Toenges mit der Farbe ist absolut individuell. Der Maler hat kein bevorzugtes Format, seine Maße bewegen sich von handtellergroßen Bildern bis zu Mittelformaten. Die “kleinen” Bilder überwiegen. Jede Arbeit ist ein in sich durchproportioniertes Objekt, und zu dieser Proportionsharmonie gehört auch die Dicke des Rahmens…