Ines Doujak: Not Dressed for Conquering
Kleider machen Beute
Württembergischer Kunstverein 15.10.2016 – 15.01.2017
von Moritz Scheper
Nicht erst seit der Kontroverse um ihre Skulptur „Not Dressed for Conquering“, die im letzten Jahr im MACBA drei Personen ihre Jobs kostete, steht Ines Doujak im Ruf, einer aggressiv-expliziten Ästhetik zu frönen. Was nicht ungewöhnlich ist, geht ihre Arbeit doch den Verschränkungen von Textilien, Mode, globalisierten Produktionsverhältnissen Gewalt und Kolonialismus nach. Ihre ebenfalls „Not Dressed for Conquering“ betitelte Einzelausstellung in Stuttgart kommt allerdings deutlich zurückhaltender daher als die besagte Plastik, welche den ehemaligen spanischen König Juan Carlos nackt und auf allen Vieren beim Sex mit einer Gewerkschafterin und einem Schäferhund zeigte. Wobei Doujak auch dieses Mal keinesfalls die Kontroverse scheut.
Um einen verwinkelten Laufsteg herum clustert sich die in sieben Pop-Up-Stores, innerhalb derer in jeweils einer Kollektion ein bestimmtes Thema adressiert wird. Wobei besagte Kollektionen nicht nur aus Kleidungsstücken, sondern auch Objekten, Texten, Videos und Musikstücken bestehen. So verhandelt etwa die Kollektion „Schmutziges Geheimnis“ die Auslöschung des ‚Anderen‘, der Negierung all dessen, was als Traditionalismus nicht vereinbar schien mit dem Universalitätsanspruch der westlichen Moderne. Diese Vernichtung arbeitet Doujak raffiniert heraus, indem sie andine Stoffmuster mit einem schwarzen Schnittmuster für Hüte bedruckt. Das Schnittmuster degradiert die „primitiven“ Formen zu Ausschuss, in Wort- und übertragenem Sinn. Sehr treffend versieht die Künstlerin diesen Kulturkannibalismus mit einem Zitat von Malewitschs alles verschluckendem „Schwarzem Quadrat“, das in der Ausstellung durch ein gefaltetes peruanisches Tragetuch vertreten wird. Dabei wird nicht nur die widersprüchliche Haltung der Moderne zur andinen Kultur offenbar,…