Ronald Berg
Ina Weber
»Hier – Architekturen, Erinnerungen, Utopien«
Haus Am Waldsee, Berlin, 18.1.2013 – 1.4.2013
Kaum hat man die Türen zum Haus am Waldsee, dieser ehemaligen Fabrikantenvilla im vornehmen Berliner Stadtteil Zehlendorf, durchschritten, sieht man sich unversehens in eine „Fußgänger“ versetzt. Man muss den Titel der Installation gar nicht kennen, um sofort im Bilde zu sein. Drei zusammengestellte, rechteckige Betonkübel mit Blümchen darin, eine schlichte Bank nebst Mülleimer und Laternenfahl wiederholen das archetypische Stadtmobiliar einer x-beliebigen Fußgängerzone. Die Gestalt der Straßenmöbel erinnern an eine Zeit, da Fußgängerzonen den Ausdruck von Modernität darstellten, auch wenn oder gerade weil sich Ina Weber bei ihren nachempfundenen Skulpturen aus Holz, Pappe und Betonputz eher einer rudimentäre Formensprache bedient. Bei der „Fußgängerzone“ handelt es sich, so typisch sie ihre realen Vorbilder referiert, durch und durch um künstlerisches Material. Ina Weber isoliert und verfremdet ihre Vorlagen.
Die zweite Arbeit in Webers erster großer Einzelausstellung in ihrer derzeitigen Heimatstadt Berlin macht das noch deutlicher. Es handelt sich um den Nachbau einer Investitionsruine aus dem chinesischen Shanghai. Das im Rohbau fast fertige Gebäude entstand aus Fotos im Atelier der Künstlerin neu und füllt nun immerhin fast das Volumen eines ganzen Zimmers. Auch hier ging es Ina Weber nicht um eine exakte Rekonstruktion sondern um die Wiederholung einer Anmutung: das Rauhe des rohen Betons, das Modernistische der reduzierten und kantigen Formen, das Abgelebte verblasster Farbigkeit, das aufs Billige und Improvisierte heruntergekommene Formenvokabular einer einst zukunftsfrohen Utopie. Mit anderen Worten: Es geht um die Ausstrahlung einer gealterten und bis in die Niederungen…