Rainer Metzger
»in Nebel aufgelöste Wasser des Stromes«
Hommage à Caspar Wolf
Alte Pinakothek, München, 13.8. – 24.10.1993
Sechs zeitgenössische Künstler treffen sich zur Hommage an einen Kollegen aus dem 18. Jahrhundert. Drei von ihnen sind Schweizer, und sie huldigen in Caspar Wolf einem der wenigen Vorgänger von Format, den ihr Land in den immerhin 300 Jahren zwischen der Renaissance und dem Beginn der klassischen Moderne hervorgebracht hat. Das Ganze ist noch dazu ein Arrangement zur 700-Jahrfeier der Eidgenossenschaft 1991: Das patriotische Moment an der Veranstaltung ist mithin unübersehbar. Es schwindet auch nicht auf der Tournee, die die Ausstellung nach ihrer Inauguration im Kunsthaus Aarau mittlerweile angetreten hat und auf der sie, nach Schloß Morsbroich in Leverkusen, in der Münchner Alten Pinakothek Station macht. Zu den drei Schweizern Michael Biberstein, Hugo Suter und Anna Winteler gesellen sich drei internationale Größen, Gloria Fried-mann, Per Kirkeby und Richard Long, und es spricht für das Geschick des Kurators Beat Wismer, daß die drei Lokalmatadore den Weltmeistern nicht gegenüberstehen, sondern von ihnen jeweils eine Art Rückendeckung erhalten.
Man könnte die Präsentation der in den Achtzigern so modisch gewordenen Erhabenheitseuphorie zuschlagen, und auf den ersten Blick und mit der Kombination Biberstein – Friedmann kokettiert sie auch mit den wiedererwachten Unmittelbarkeits- und Emphaseeffekten einer Ästhetik des Sublimen. Bibersteins schwelgerische Chiaroscuro-Gemälde und Friedmanns Knochen- und Steinhügel wollen den Augen- und Gemütskitzel des Schauderns. Nimmt man Caspar Wolfs fast 50 in der Ausstellung vertretene Ansichten aus den Schweizer Alpen rein vom Sujet her, dann mag der Verweis auch stimmen: Schließlich entwickelte…