Amine Haase
In ewiger Nacht
Horst Münch »Hintergrundrauschen«
Städtische Galerie »Leerer Beutel«, Regensburg,
20.9. – 18.10.1998
Warum sollte sich eigentlich ausgerechnet die Kunst vom allgemeinen Lauf der Zeit absetzen? Die Zeiten, da von ihr ablenkende Erbauung oder Verehrungsgesten an die Mächtigen erwartet werden konnten, sind doch schon mit dem vorigen Jahrhundert zu Ende gegangen. Warum also lassen wir uns immer noch irritieren, wenn uns Bilder begegnen, die uns mit dem Hier und Jetzt konfrontieren? Können wir erwarten, daß sie leichter zu dechiffrieren sind, als die alltäglichen Zeichen für den chaotischen Zustand unserer Welt? Wollen wir immer noch nicht haben, daß die ästhetischen Ordnungsversuche versagt haben, daß der rechte Winkel und die reine Farbe unser Weltverständnis nicht befördern, höchstens in einsehbar schönere Bahnen gelenkt haben? Es geht nicht um eine konventionelle Trennung von Bild und Abbild, von abstrahierender und realistischer Weltsicht. Die Teilung des Planeten in zwei Wirklichkeiten, eine schlicht materiell nachweisbare und eine, die auf geistig-künstlerischen Fakten aufbaut, hat längst einer kaum noch überschaubaren Zersplitterung in atomisierte Realitätspartikel Platz gemacht. Die Kunst kann da kaum noch helfen, die Mosaiksteinchen zu einem übersichtlichen Ganzen zusammenzufügen. Sie will es auch gar nicht. Im besten Fall weist sie uns auf die Unmöglichkeit eines solchen Unterfangens hin – statt (was in den letzten Jahren häufiger zu beobachten war) diese gar nicht mehr so “neue Unübersichtlichkeit” schlicht zu spiegeln.
Einer zeitgemäßen Form des “Realismus als Arbeitsmethode” ist der Zeichner, Maler und Bildhauer, Fotograf, Filmer und Dichter Horst Münch seit fünfundzwanzig Jahren auf der Spur. Bislang waren seine Weltdeutungs-Versuche meistens…