Dan Perjovschi
In einem Land, das Die Intellektuellen liquidiert hat, kann man kein Maoist sein
EIn Gespräch von Marius Babias
Dan Perjovschi wurde 1999 international bekannt mit seiner Raum greifenden Arbeit “rEST” im Rumänischen Pavillon auf der 48. Biennale Venedig. Perjovschi hatte den Boden des Pavillons mit Zeichnungen, Kritzeleien und politischen Graffiti ausgestaltet, die das Leben im Postkommunismus sowie die Rolle der Ostkunst im Kulturaustausch mit dem Westen thematisierten. Mit der Zeit verblassten die mit Edding gezeichneten Figuren buchstäblich unter den Füßen der AusstellungsbesucherInnen und lösten sich auf – ein subtiler Hinweis auf das Verschwinden und die Transformation der “Ost-Identität” angesichts der historischen Umwälzungen seit dem Mauerfall 1989. Perjovschis Zeichnungen und Karikaturen stellen unbequeme Fragen an die postsozialistische Identität; zugleich weisen sie auf doppelbödige Weise die westliche Lesart der Ostkunst als historisch obsolet zurück. Perjovschi versteht die Rolle des Künstlers im Postsozialismus vor allem politisch; er ist Mitbegründer der oppositionellen Wochenzeitung “22” und seit 1991 ihr politischer Illustrator und Art Director. Als Wanderer zwischen Ost und West (wo er seit 1992 Gastprofessuren und Stipendien inne hat und in viel beachteten Ausstellungen seine Arbeiten zeigt) gilt Perjovschi als genauer Kenner und Beobachter beider Welten, die Gegenstand seiner Zeichnungen sind. Unmittelbar nach der rumänischen Revolution 1989 gründete Dan Perjovschi gemeinsam mit seiner Partnerin Lia Perjovschi 1990 in Bukarest das “Contemporary Art Archive” (CAA). Das ausschließlich privat finanzierte und staatlich unabhängige Archiv befindet sich seitdem im Atelier des Künstlerpaares und ist ein einzigartiges Instrument zur Wissensvermittlung im heutigen Rumänien; es enthält Materialien zu Theorie und…