In einem anderen Land
Transformationsprozesse an Beispielen zeitgenössischer Fotografie in Deutschland
Haus am Kleistpark 12.01. – 29.03.2018
von Matthias Reichelt
Die beiden Kuratoren Gabriele Muschter und Uwe Warnke haben sich mit der von ihnen konzipierten Ausstellung eine sehr ehrgeizige Aufgabe gestellt. An Hand fotografischer Werke von 13 Künstlerinnen und Künstlern, zehn davon DDR-sozialisiert und drei aus der BRD, sollen diverse Transformationen, gesellschaftlicher und technischer Art, sichtbar gemacht werden, die werkimmanent ihre Spuren hinterlassen haben oder direkt thematisiert werden.
Auf der Fassade eines Hauses in der Berliner Brunnenstraße findet sich der Text: „Dieses Haus stand früher in einem anderen Land“, für die Kuratoren das Motiv der Veränderung, die das Leben vor allem der ehemaligen DDR-Bürger und -Künstler von Grund auf umgekrempelte, sich aber letztendlich auch auf die gesellschaftliche Realität des Westens nachhaltig auswirkte.
Die eindrücklichste Arbeit über das Verschwinden der DDR ist Tina Bara (*1962) mit ihrem Bild-Ton-Film (2016) gelungen. Dort lässt sie ihre zwischen 1983 und 1989 gemachten S/W-Bilder, darunter viele Portraits und Selbstportraits, Revue passieren und versieht sie aus dem Off mit Kommentaren, die sie zwischen 2010 – 2015 verfasste. Der „Bildroman“ mit dem doppeldeutigen Titel Lange Weile reflektiert die Situation der von Künstlerboheme, Punk und politischem Widerstand geprägten Szene, in der sich Bara bewegte. Gleichzeitig macht diese Arbeit mittels auktorialer und subjektiver Sicht in Bild und Wort die Realität hinter der camouflierten Fassade der DDR auf berührende Weise deutlich, ohne die Gedächtnislücken und Unsicherheiten in der Nachinterpretation zu verschweigen. Damit hat Bara ein mehrfach gebrochenes, oft trauriges, aber…