Joseph Anton Kruse
»In der Kunst bin ich Supernaturalist«
Kursorische Bemerkungen über Heines Verhältnis zur Malerei
1.
“Künstler, Tribune und Apostel” wären sie, die Schriftsteller des Jungen Deutschlands, zu denen Heinrich Heine selbst als Anführer gerechnet wurde und deren programmatische Galionsfigur er in der Tat war. Durch diese Trias von Künstler, Tribun und Apostel, ausgedrückt also mit Begriffen aus den nur schwer untereinander vermittelbaren und nach Heines Ansicht damals unglücklicherweise getrennt operierenden Bereichen von Wissenschaft, Kunst, Politik und Religion, die durch die Literatur der Jungdeutschen, aber auch schon in Jean Pauls Leben und Werk endlich wieder eins werden wollten und sollten, charakterisierte Heine die ihm nahestehende zeitgenössische Literatur in Deutschland mit ihrer ganz speziellen, auf den Tag reagierenden Ausrichtung in seiner poetischen und metaphernreichen Literaturgeschichte unter dem Titel “Die romantische Schule” aus dem Jahre 1836. Heine deutet die Isolation Jean Pauls, der weder mit der “romantischen Schule” noch mit der “goetheschen Kunstschule” etwas gemeinsam gehabt habe, als eine solche der Hingabe an die Zeit, von der sein Herz ganz erfüllt gewesen sei. “Sein Herz und seine Schriften waren eins und dasselbe”, heißt es. “Diese Eigenschaft, diese Ganzheit finden wir auch bey den Schriftstellern des heutigen jungen Deutschlands, die ebenfalls keinen Unterschied machen wollen zwischen Leben und Schreiben, die nimmermehr die Politik trennen von Wissenschaft, Kunst und Religion, und die zu gleicher Zeit” – und dann schließt sich die eingangs zitierte Formel an – “Künstler, Tribune und Apostel sind.”1
Diese Beschreibung wird gleich darauf in folgender emphatischer, die ganze Erde in einen sozialpolitischen Appell einschließender…