In den alten Hallen soll alles gefallen
Zeigt Aperto ’84 Trends und neue Entwicklungen?
von Michael Hübl
Ganz in Gold stand James Lee Byars an der Punta della Dogana, der Inselspitze mit dem Zollgebäude, auf dessen Dach eine weithin strahlende goldene Weltenkugel, getragen von zwei Atlanten, Macht und Reichtum der Serenissima symbolisiert. Obenauf tanzt als Zeichen für das Glück der Kaufleute Fortuna und dreht sich nach dem Wind. Auch James Lee Byars, der wandelnde Künstler im güldenen Gewande, trug eine Kugel. Sie war schwarz – ein neckisches Vertauschspiel. Kunstinteressierten Biennale-Visiteuren bot es die nötige Erbauung, verklärten Venedig-Touristen gereichte es zur Freude: Ist sie nicht nett, diese originelle Gestalt, die zwischen sonnenbadenden Skandinavierinnen, Freizeitmalern und Foto-Fans flaniert?
James Lee Byars, grand ironiseur der Kunst, hatte den Platz für seine kunsthistorische Travestie gut gewählt. Denn unweit der Stelle, wo er atlantengleich die schwarze Weltkugel hielt, befinden sich an den Zattere die ehemaligen Salzlager Venedigs. In ihrem Innern sind die Spuren der einstigen Nutzung noch deutlich erkennbar; man kann das Salz noch schmecken, das als weiße Mauerblüte die zerfressenen tonig-roten Backsteinwände überzieht. Von oben schwach und gelblich beleuchtet wirken diese Hallen wie Sakralräume. So recht ein Ambiente, um Kunst zu zeigen. Während der Biennale soll hier, wo einstens riesige rieselnde Schätze sich häuften, jene Kunst zu sehen sein, die fern von allen nationalen Zwängen zur Repräsentation bemerkenswerte und womöglich zukunftsweisende Beiträge liefert.
Vor zwei Jahren hatte man für diesen Teil der Biennale, sprich für die jungen Künstler noch mehr Platz übrig gehabt: Zusätzlich zu den…