Implantate und Interventionen
Jürgen Raap über den Bildhauer Christian Hasucha
Plastische Arbeiten im öffentlichen Stadtraum verwirklichen zu wollen, bedeutet zunächst einmal Überwindung bürokratischer Hindernisse. Die Installation eines vom Publikum besteigbaren Gerüsts an einer Straßenlaterne lehnten die örtlichen Elektrizitätswerke ab, und als Christian Hasucha sich daraufhin als Alternative um einen Flaggenmast auf dem Vorplatz der Kölner Uni bemühte, ließ sich der Rektor vom Innenministerium erst einmal die Bundesfahnenordnung erläutern. Ergebnis: Der für Schwarz-Rot-Gold reservierte Mast ist grundsätzlich tabu, gegen künstlerische Aktivitäten an den Stangen für Landes- und Stadtflaggen war hingegen nichts einzuwenden.
Nur ein Besucher pro Tag bekam nach Voranmeldung den Code für das Zahlenschloß am Schutzgitter mitgeteilt; Hasucha wollte damit das Gefühl der Vereinzelung im Großstadtgetriebe verstärken, wenn sich jemand ohne den Schutz durch Begleitung in den Abendstunden allein in einer dann menschenleeren Gegend inmitten von monotonen Sichtbetongebäuden und in spärlicher Beleuchtung der Situation aussetzt. Auf der Leiter stehend und sich mit einer Hand an der Sprosse festhaltend, erforderte schon das Öffnen des Schlosses mit der anderen Hand eine gewisse Geschicklichkeit, auch das weitere Erklettern der fünf Meter hohen Plattform war für unsportliche Naturen (wie mich) ein eigenartiges physisches Erlebnis.
Aus einem Lautsprecher erklang per Endlostonband mit großen Intervallpausen Trommelmusik des Komponisten Yves-Miro Magloire, die sich mit den Alltagsgeräuschen der Umgebung mischte, vorwiegend Autolärm. Das Konzept dieser “attributiven Plastik” mit dem Titel “Über die Stadt” (1991): Unterbrechungen in der Musik sollten das Ohr des Publikums für die “normalen” Geräusche im Umfeld sensibilisieren.
Akustik als Lockeffekt setzte Hasucha auch in der Aktion “Passagen” (1985) auf dem…