“Immer mehr!”
HANS JÜRGEN HAFNER IM GESPRÄCH MIT HUBERT SALDEN; KUNSTHALLE TIROL
Zürich im Januar: Während eines gemeinsamen Besuchs der Sade-Ausstellung im Kunsthaus mit Hubert Salden, bis vor Kurzem Direktor der Kunsthalle Tirol, erwies sich die Schau als Nachzeichnung von Georges Batailles “Die Tränen des Eros”. Ausstellen als Bereitstellung von Bildern, deren Intensivierung in Inszenierungen als Präsentationsdelirien nach aber dennoch auch zwischen Eckpunkten wie “imaginär” (Andre Malraux) und “obsessiv” (Harald Szeemann), dazu der Bedarf nach einer dynamisch-radikalen kuratorischen Positionierung wie Praxis bilden das Panorama für ein resümierendes Gespräch über die Arbeit der Kunsthalle Tirol und generell über Intentionen und Perspektiven des “Ausstellens”.
Hans-Jürgen Hafner: Zwei Stichworte: Zum einen ‘Sade’. In wie weit lässt sich sein Über-die-Stränge-Schlagen auf eine Praxis des Ausstellens transferieren? Ferner: Ihre letzte Ausstellung in der Kunsthalle Tirol “Boxer” reflektiert Persona und Strategie von Muhammad Ali. Hier exponiert sich Hubert Salden in Kämpferpose für Stefan Banz’ Ali-Reihe, dazu prangt mit beinahe drohendem Gestus ein durchaus als programmatisch lesbares Statement des Boxers auf der Außenwand der Halle.
Hubert Salden: An de Sade wie Muhammad Ali interessieren mich Aufmerksamkeit, Sorgfalt und Intensität ihres jeweiligen Arbeitens: ihr Verändern einer Sache in ihrer Arbeit – im einen Fall mit Blick auf Körper und Sexualität, bei Ali dann das immense sozial-emanzipatorische Drängen. Das reicht hinein bis in eine Schnittmenge mit Lebenssachverhalten. Erfahrungen durch Horizontweitung geschehen zu lassen, das tue ich beim und im Ausstellen. Da stelle ich Settings her, indem ich Material kanalisiere und intensiviere, strikte Eingrenzungen zur wirkungsvollen Entgrenzung, Prozesse zur Freisetzung von Energie vornehme. Und…