Dirk Schwarze
Immendorff zeichne
Roemer-Museum, 29.4.-11.6.89
Grinsend hält der Affe einen Bleistift vors Gesicht, so, als wollte er Maß nehmen. Das grüne, mit Dispersionsfarbe gemalte Affenbild ist eingerahmt durch die Worte “Immendorff zeichne”. Der Affe schwingt sich zum Befehlsausteiler auf. Er ist der Antreiber des Künstlers. Malend wird zum Zeichnen ermuntert.
Ein anderes Bild – eine Bleistiftzeichnung mit Gouache aus der Serie “Der Malerfeind im Maler ist sein bester Freund”: Der Künstler steht im Atelier vor einer großen Leinwand, auf der er das Bild einer Skulptur malt. Während seine riesige linke Hand den Pinsel führt, hängt auf seinem Rücken ein Affe, der konzentriert den Pinsel in der Farbe rührt. Gleich wird er mitmalen. Pfuscht er dem Künstler ins Handwerk, oder hilft er ihm, das Werk zu vollenden? Ist der Affe Malerfreund oder -feind, zweites Ich und Assistent des Künstlers oder sein Nebenbuhler und Konkurrent?
Dieses Motiv findet man als ein Bild im Bild in einer weiteren Zeichnung. Da hat sich die Darstellung des Malerteams Künstler – Affe zu einem Holzrelief verfestigt, das über einer Landschaft schwebt, in der mehrere Affenskulpturen auftauchen. Auf der gegenüberliegenden Seite, in gleicher Höhe mit dem Relief, lehnt sich der rauchende Künstler mit einer Hand und einem Fuß an ein Kreuz, an das der grinsende Affe mit Pinseln genagelt ist. Darunter sieht man zwei weitere Skulpturen; die eine stellt den Affen dar, wie er grinsend ein Kreuz wegträgt, an das der (deutsche) Adler geheftet ist, die andere zeigt ihn als ein flehendes Wesen, das die Hände zum Himmel hebt. Auf…