Claudia Posca
Imitationen – Nachahmung und Modell: Von der Lust am Falschen
Museum für Gestaltung, 22.11.1989 – 28.1.1990
Karl Ernst Osthaus-Museum, 3.3. – 15.4. 1990
Daran gewöhnt, Originalität, Unverwechselbarkeit und Aura am Werk hervorzuheben, scheint das genaue Gegenteil hierzu einem Verrat am Werk und seiner künstlerischen Identität gleichzukommen.
Dennoch oder gerade aus diesem Grund ist der Gedanke, die Kategorie des Falschen für wahr zu nehmen, faszinierend. Es wird deutlich, daß die Lust am Falschen ebensoviel mit dem wahren Leben zu tun hat wie ihr echtheitsliebendes Pendant, die Lust am Originalen. Von der Replik, Kopie, Imitation, Nachahmung, Mimesis, dem Modell, Simulacrum, der Fälschung über Verdoppelung, Mimikry, Fassade, Double, Doublette, Multiple, Reproduktion, Remake, Replay, Rekonstruktion, Cover-Version, Placebo, Klon, Abbild, Abklatsch, Mutation bis hin zu Prothesen, Maske, Larve, Plagiat und Parodie durchzieht das Imitative sämtliche Bereiche der natürlichen und kulturellen Welt. So ist es mehr als bloße Rhetorik oder ein bedeutungsträchtiger Werbespruch für eine ungewöhnliche Ausstellung, wenn alle vom Original reden, das Hagener Karl Ernst Osthaus-Museum aber nicht.
Michael Fehr hat die Ausstellung des Falschen und der Fälschungen vom Museum für Gestaltung in Zürich übernommen und sie für das Hagener Museum neu konzipiert. Gezeigt wird alles, was unter obigen Begriffen zu finden ist, angefangen von Markenwarenimitationen à la Lacoste bis hin zu Zahnprothesen, Geldfälschungen, Copy-art, Videdofilm, Spiegelinstallation etc.
Dabei öffnen die neue Regie und die Erweiterung der Ausstellung um den Bereich der Kunst dem Betrachter wahrlich die Augen: Replik, Imitation und Nachahmung machen selbst vor den Toren der Museen nicht halt, und so führt die Versammlung des Falschen auch…