Justin Hoffmann
Imi Knoebel
»Retrospektive 1968-1996«
Haus der Kunst, München, 23.8. – 20.10.1996
Imi Knoebel, und das macht seine Retrospektive deutlich, versteht mehr von Pop als die meisten Künstler der Neo-Pop-Art oder Crossover-Culture. Nur, daß er sich nicht der Bildsprache der Alltagskultur, sondern der Abstraktion in all seinen Facetten, vom Russischen Konstruktivismus bis zum Informel, verschrieben hat. Daß es sich bei seinem Vornamen Imi um die Aneignung eines Waschmittelnamens der früheren DDR handelt, spielt in diesem Zusammenhang kaum eine Rolle. Imi Knoebel kennt die Strukturen des Kunstbetriebs und weiß mit ihnen umzugehen. Dazu gehört es auch, auf wichtige Trends entsprechend zu reagieren und sich dabei selbst treu zu bleiben. Manche würden diese Vorgehensweise als postmodern titulieren.
Erst in seiner Heterogenität wird seine Arbeitsweise verständlich. Seine neuesten Werke beispielsweise kennzeichnen eine extreme Buntheit und ein verspielter, ja dekonstruktiver Aufbau. Sie passen ausgezeichnet in das Rave-Zeitalter, in die Kontingenz und den Manierismus einer Carson-Desktop-Kultur. Sie wirken absolut zeitgemäß. Obwohl das Aufgreifen von knalligen Farben, wie die Ausstellung beweist – und das ist der Vorteil, den eine Retrospektive über fast dreißig Jahre bietet -, in seinem Oeuvre schon früher auftaucht. So besticht bereits die Werkgruppe “Rot gelb blau – 54 Messerschnitte” (1978/79) durch eine spannungsvolle Verbindung der Grundfarben. Gerade auch jene Arbeiten, deren unterschiedlich bemalten Flächen durch darüberliegende Schichten weitgehend verdeckt werden (z.B. Odyshape, 1994) oder allein deren Bildgrenzen klare Farben freigeben (z.B. Posphorsandwiches, 1992; Jena Bilder, 1995-96), erzeugen fein aufeinander abgestimmte koloristische Effekte. Grelle Farbblitze, die sich in einer leeren Mitte entladen und interagieren. So…