Rainer Metzger
Imagination Becomes Reality
ZKM/Museum für Neue Kunst, Karlsruhe, 17. 2 – 1. 5.2007
Gibt es die Elemente in Wirklichkeit”, so fragt Kasimir Malewitsch in seinem Manifest zur gegenstandslosen Welt, “oder handelt es sich um eine eingebildete Einteilung? Wenn die Einteilung in Elemente eingebildet ist, dann ist alles Einbildung, was wir mit ,Wirklichkeit’ bezeichnen. Alles ist Einbildung von etwas, was tatsächlich gar nicht vorhanden ist. Eine Birke, ein Stein, ein Gewässer sind eingebildete Erscheinungen. Den besten Beweis dafür liefert ein Maler, der eine Landschaft auf seiner Leinwand darstellt: Birke, Stein, Wasser sind gar nicht wirklich vorhanden.” Das Modell für alles, was man sieht, liefert dem Suprematisten die Malerei, und weil man dieses alles auf einer Fläche, wie sie die Leinwand ist, unterbringen kann, ist es auch der beste Beweis für die prinzipielle Zweidimensionalität der Welt. Die Einbildung wird zur Realität, und die ist gegenstandslos.
Die Einbildung wird auch zur Realität in der Ausstellung des ZKM/Museum für Neue Kunst, in der die Münchner Sammlung Goetz ein grandioses Gastspiel gibt. Und hier nimmt man sich nicht minder die Malerei zum Modell für die Welt. Das Ergebnis jedoch ist das exakte Gegenteil. Die Realität, wie sie hier in buchstäbliche Erscheinung tritt, ist immer gegenständlich, und deswegen ist sie, Flachheit hin oder her, immer auch schon dreidimensional. Wer die Antwort auf die Essenzen des Prinzips Tafelbild im Modernismus suchte, wird hier eines Besseren belehrt. Malerei ist alles andere als die Meistererzählung über die unermüdliche Bezugnahme auf die eigenen Bedingungen. Malerei greift aus und greift ein, nicht…