Im Zentrum der Peripherie
Über die Situation aktueller Kunst und die in ihrem Namen stattfindende Produktion wird derzeit intensiv nachgedacht. Diese Intensität erklärt sich aus der Nicht-mehr-Selbstverständlichkeit, mit der Kunst Institutionen und Märkte erreicht (nach den angeblich goldenen 80ern), und einem (nicht angeblich) deutlich spürbaren Druck politischer Ereignisse auf die Relevanz sich ästhetisch ausdrückender Arbeit.
Vor diesem Hintergrund haben sich seit Beginn der neunziger Jahre Initiativen im Feld der Kunst gebildet, die die Reflexion ihres Selbstverständnisses und der Rolle der Kunst im gesellschaftlichen Rahmen als Ausgangspunkt ihrer Arbeit benutzen. Die Ergebnisse dieser Arbeit sehen deswegen selten aus wie Kunst. Daraus folgt wiederum, daß diese Art der Produktion, die “Kunst” einerseits retten will, sie andererseits teilweise radikal in Frage stellt, sich andere als die institutionalisierten Wege der Präsentation suchen muß. Die Einheit zwischen der Kunst und ihrer Repräsentation ist zerbrochen; einige versuchen diesen Bruch als Möglichkeit offenzuhalten, Kunst neu zu definieren.
Der von dem Kunstkritiker Marius Babias herausgegebene Sammelband “Im Zentrum der Peripherie” ist eine Art Zwischenbilanz dieser Bemühungen. Man muß, denke ich, nicht die Chimären von Gut und Böse suggerieren, wie Babias es in seinem Vorwort macht, wenn er die letzte documenta als Beispiel der Kunst als “Unterhaltungsbranche” bezeichnet, um die Notwendigkeit zu verdeutlichen, Alternativen der Kunstproduktion und -vermittlung zu entwickeln. Wichtiger ist es, nach dem Verhältnis zu fragen, das sich innerhalb dieser Alternativen zwischen Kunst- und sozialem Anspruch entwickelt hat. “An der Peripherie wurde ein sozialer Kontext psychologisch stabilisiert, der den ästhetischen zu überlagern, wenn nicht gar zu verdrängen schien.” (Babias)
Wie das…