Siegfried Anzinger
Im Wahnsinn des Ostens und in der Schönheit des Südens baden.
Ein Gespräch von Helga Meister
Der in Köln lebende Maler und Bildhauer Siegfried Anzinger (57), seit 1997 Professor für Malerei, seit 2009 für Grafik und Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf, erhält eine große Retrospektive im Lentos Kunstmuseum Linz. Dieser Künstler ohne Attitüden wird in seiner österreichischen Heimat euphorisch gefeiert. In Deutschland ist seine Kunst noch immer viel zu wenig bekannt. Im Gespräch mit Helga Meister äußert er sich sehr offen zu allem, was sich auf seine Person, seine Werke, seine Kollegen, seine Tätigkeit als Professor und Dekan an der Kunstakademie Düsseldorf bezieht. Humorvoll ist nicht nur in seiner Kunst, sondern sind auch viele seiner Antworten.
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Helga Meister: Ihr künstlerischer Erfolg begann in Wien, wo Sie von 1971 bis 1977 bei Maximilian Melcher studiert haben. Hans Hollein präsentierte Sie als Star der Biennale in Venedig. 2003 erhielten Sie den großen österreichischen Staatspreis. Aber Sie gelten in Österreich noch immer als „Junger Wilder“. Sehen Sie sich so wild?
Siegfried Anzinger: Ich sage ja gar nicht, dass ich so wild bin. Da war Beckmann viel wilder. Ich bin wie einer, der nicht Auto fahren kann und zu schnell fährt.
Wie war denn Ihre Zeit in Österreich?
Ich habe in Wien sehr lebendig in der Szene gelebt. Ich entstamme einer Generation, wo zum ersten Mal junge Künstler präsentiert wurden. Mein Lehrer sagte noch beim Abschluss zu mir: „Nach der Akademie fällt man in ein Loch, das müssen Sie überleben. Jetzt malen Sie mal 30 Jahre…