Im Theater
Die Büro Berlin Produktion 1983
Mehr als dreißig Künstler aus mehreren Regionen der Bundesrepublik und aus einigen Nachbarländern (Niederlande, Österreich, Schweiz) haben sich zu einer gemeinsamen 24stündigen Aktion im ehemals ehrwürdigen Hebbeitheater im Bezirk Kreuzberg zusammengefunden. Bei dieser formalen Beschreibung kommen Erinnerungen an legendäre Happening-Veranstaltungen der Fluxus-Zeit wie das 24-Stunden-Happening in Wuppertal oder Wolf Vostells Aktion ,,In Ulm, um Ulm und um Ulm herum” auf. Bei näherer Betrachtung werden die Unterschiede zwischen den genannten Veranstaltungen der 60er Jahre zu der diesjährigen “Büro Berlin Produktion” größer als etwaige Ähnlichkeiten. Entfaltete sich bei den Fluxus-Veranstaltungen der Sinn hauptsächlich im Aktionismus oder wie bei Wolf Vostells Ulm-Arbeit im direkten Erleben von sinnlich drastischen Vorführungen, denen man beiwohnte, so ist die Sinnerschließung viel komplizierter geworden. Auch im Vergleich mit der Stuttgarter Veranstaltung “Konzil”, bei der ein großer Teil der hier in Berlin im Theater anwesenden Künstler beteiligt war, läßt sich eine Veränderung, ja ein Fortschritt vermerken. War das “Konzil” in Stuttgart noch im wesentlichen auf Austausch der Künstler untereinander ausgerichtet und bestanden die Veranstaltungen hauptsächlich aus kleinen Aktionen und Gesprächen, so gibt der Titel des Berliner Unternehmens mit dem Wort “Produktion” den veränderten Anspruch an: Nach den Gesprächen waren nun Arbeiten das Ziel, die situationsbezogen einen gewissen Grad an Verbindlichkeit haben.
Prüfstein der Qualität ist der Ort selber: Die Situation “im Theater”. Sie erfordert als eine aufs “Zeigen angelegte Situation”, als “ein konsequent konstruiertes Instrument des Zeigens” (Fritz Rahmann) vom bildenden Künstler, dessen Anliegen gerade im Zwischenbereich zwischen Zeigen und Verbergen liegt, ein geschärftes Bewußtsein…