Johannes Stahl
Im Sog der Megazeichen
Lichtinstallation von Mischa Kuball
Am Mannesmann-Hochhaus
Düsseldorf, 2.10.1990 – 13.11.1990
Lichtzeichen am nächtlichen Himmel haben von jeher Interesse und Phantasie erregt – sie dienen als Zeichen höheren Wollens und regen die sie Sehenden zu Mutmaßungen an über das Wesen der Dinge, Sagengestalten oder dzu einem Blick in die Zukunft.
Für den Düsseldorfer Mischa Kuball ist das Arbeiten mit dem Medium Licht und vor allem dessen raumbezogener Wirkung ein zentraler Impuls. Schon vorangegangene Werkkomplexe kreisen um die Wechselwirkung von Licht und Architektur: Schnitte in schwarzem Papier hinterlassen, in Dias gerahmt und projiziert, Lichtspuren an Wänden; eine Serie von Installationen mit dem Titel “Deutsches Haus” thematisiert die Inszenierung von Architektur mittels Lichts, wie sie nicht nur die Nationalsozialisten praktizierten.
Während Kuball in diesen Arbeiten die traditionellen Vermittlungswege für Kunst beschritt, stößt sein neues Projekt “Megazeichen” in den Bereich der Öffentlichkeit vor. Das Hochhaus der Mannesmann AG am Düsseldorfer Rheinufer wird für sieben Wochen im Herbst Träger für Lichtzeichen. Das Konzept scheint einfach: Nachts bleibt in bestimmten Büros und Fluren das Licht an und formt auf der Fassade ein weithin sichtbares Zeichen. Dieses Zeichen wird wöchentlich durch ein anderes ersetzt, so daß sich erst im Ablauf der Aktion ein Gesamtprogramm ergibt.
Der hohe Kubus, der älteren flankierenden Verwaltunsggebäuden zugefügt wurde, hat in seiner modernen Architektursprache selbst schon eine bestimmte Signalwirkung, in der Ideen wie Solidität, Dynamik und Erfolg mitschwingen mögen. Im Gegensatz dazu verweigern Kuballs Zeichen einfache Deutungen. Die Anordnung der erleuchteten Fenster fußt auf Zahlenreihen und einer symmetrischen Aufteilung der Fassadenfläche; auf…