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Magazin · von Michael Hauffen · S. 497 - 497
Magazin , 2001

Im Medium der Schrift

Natalie Binczek: Zum dekonstruktiven Anteil in der Systemtheorie Niklas Luhmanns

In der Theorie ästhetischer Prozesse scheinen derzeit vor allem die Ansätze der Systemtheorie und der Dekonstruktion um die Stelle maßgeblicher Paradigmen zu konkurrieren. Es wäre aber sicherlich falsch, daraus den Schluss zu ziehen, dass dieser Streit entschieden werden könne. Dafür stehen sich allzu verschiedene Methoden und Konzepte gegenüber, deren Vergleichbarkeit bezweifelt werden muss. Während etwa die Systemtheorie bedingungslos an ihrer Wissenschaftsgläubigkeit festhält, lässt sich für Derridas Umgang mit Texten nicht einmal von einer definierten Position sprechen. Und während es Niklas Luhmann, dem Vater der Systemtheorie, immer darum ging, die Gesellschaft in allen ihren Bereichen zu verstehen und neu in den Blick kommende Phänomene in das Modell der autonom operierenden Systeme zu integrieren, scheint sich bei Derridas Textlektüren das Denken auf interne philosophische Probleme beschränken zu wollen, wobei die Faszination für letztlich irreduzible und unkommunizierbare Verknotungen heterogener Prozesse den Ausschlag gibt.

Wenn Natalie Binczek dennoch den Versuch unternimmt, den dekonstruktiven Anteil in der Systemtheorie Niklas Luhmanns zu bestimmen, dann kann sie aber auch auf eine Reihe von Berührungspunkten Bezug nehmen. Beiden Theorien geht es nicht um die Etablierung einer Identität, sondern um Differenzen und um die Beschreibung von Prozessen, in die die Beschreibungen selbst verwickelt sind. Luhmann scheint sich denn auch der Dekonstruierbarkeit seiner Ansätze bewusst gewesen zu sein, weshalb er Derridas Argumente an verschiedenen Stellen aufgegriffen und in seine Konstruktionen sozusagen schon einzuplanen versucht hat. Umgekehrt findet sich jedoch bei Derrida nicht der geringste Hinweis auf die Systemtheorie -…

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