Amine Haase
Im Licht der Aufklärung
IllumiNazioni lautet der Titel, den Bice Curiger ihrer zentralen Ausstellung der 54. Biennale Venedig gab – Freiheit und Gleichheit ist das grenzüberschreitende Motto vieler National-Pavillons
Everything is moving in Venice,
in a city of stillness there is constant change
Lawrence Carroll
Die Maler des Lichts waren und sind von Venedig fasziniert. Man rufe sich nur die Bilder aus purem Licht von William Turner oder von Claude Monet in Erinnerung. Ihre Venedig-Bilder geben genau die flirrende Atmosphäre wieder, die Sonne und Wasser über der Lagune schaffen: Der Dunst des frühen Morgens, die graue Hitze des Mittags, der rosaschimmernde Horizont des Abends, der farblose Schleier eines Regentags. Lawrence Carroll malt während des Sommers in seinem Atelier auf der Giudecca, bevor er im Herbst nach New York zurückkehrt. „The light here is a mood, a shroud, it envelops the city and those in it,” sagt er. Das Licht ist eine Stimmung, ein Schleier, der alles und alle umhüllt. Sein Atelier in einer der ehemaligen Lagerhallen gleich neben der zum riesigen Business-Hotel umgebauten Brauerei am äußersten Ende der Venedig vorgelagerten Insel hat nur ein kleine Öffnungen nach außen. Der Maler sieht allein das Licht, das sich ändert und damit die Stimmung im Raum, in dem er arbeitet. Die Stadt, die Menschen, die Architektur sieht er, wenn er von seiner Wohnung an den Zattere – auf der gegenüberliegenden Seite des Wassers – in sein Atelier fährt, wenn er durch die Gässchen streift, einen Kaffee auf einem der kleinen…