Claudia Wahjudi
Im Jahr des Tigers: Gegenwartskunst aus Korea
Haus der Kulturen der Welt, Berlin, 3.4. – 14.6.1998
Ludwig Forum für Internationale Kunst, Aachen, 7.8. – 11.10.1998
Der Titel klingt fast ironisch. “Im Jahr des Tigers” ist zwar die korrekte Zeitrechnung, doch gegenwärtig läßt das Schlagwort “Tiger” in Europa nicht länger an starke Wirtschaftskonkurrenten denken, sondern an eine Finanzkrise mit weltweiten Folgen. Tatsächlich drohte sogar die Ausstellung koreanischer Gegenwartskunst, zur Hälfte von Seoul finanziert, zu platzen.
Es klappte dann doch. Zusammen mit dem National Museum for Contemporary Art zeigte das Haus der Kulturen der Welt Arbeiten von 15 Künstlern aus Korea und flankierte diese Ausstellung mit Modedesign, zeitgenössischer Kalligraphie aus Ostasien sowie einem Rahmenprogramm mit Tanz, Musik und Symposien. Die Planungsunsicherheiten machten sich nicht mehr bemerkbar, im Gegenteil. Die Installationen, Fotografien und Skulpturen hatten genügend Raum in der Halle, und die Geräusche der Installationen bereiteten allen Arbeiten gemeinsam ein harmonisches Soundfeld. Jung-Hwa Chois goldene Stoffkrone pumpte sich regelmäßig auf und fiel seufzend zusammen; aus einem Kabinett drang das Klicken von Young-Jin Kims Diaprojektoren, die Bilder von bewegtem Wasser voller Blasen und Filmschnippsel auf die Wände warfen.
Diese konzentrierte Atmosphäre spiegelte sich vor allem in der Installation von Seung-Keum Ahn. Die Künstlerin stellt Buddha-Statuen verschiedener Größen auf: aus Marmor, Bronze, Plastik, durch harte Schnitte in Hälften geteilt, neu kombiniert oder aber halbiert mit abgeknicktem Kopf auf einem Boden, den Weizenmehl bedeckt. Davor lädt ein Kissen zum Sitzen ein, möglicherweise sogar zum Meditieren. Damit aber droht Ahns “Buddha Sound” (1995) dem westlichen Publikum zu einer verführerischen…
