Stephan von Wiese
Im Fluß der Übergänge
Junge Künstler der 70er Jahre, und nur von diesen Jahren ist hier die Rede, haben das, was sie an künstlerischen Konventionen vorgefunden haben, nicht blindlings über Bord geworfen. Es war ja keine Zeit spektakulärer Revolten. “Nach dem Protest” war der Elan für “neue Systeme” erst einmal verflogen. Aber es war die Zeit, um die überkommenen Konventionen am eigenen Leben, am eigenen Leib zu überprüfen. Man arbeitete ohne große Theorie mildem Verfügbaren. Auf große Schlagworte wie “gesellschaftliche Relevanz” reagierte man eher allergisch.
So gesehen, war die “Vorstellung” der jungen bundesdeutschen “Szene” in der Stuttgarter Gutenbergstraße bei aller Selektion der Selektierten symptomatisch für die Situation. In der Ausstellung galt wie auch sonst: Man nimmt sich, was man vorfindet, aber man nimmt es sich auf seine sehr persönliche Weise vor. Eine ins Auge springende Rolle, forciert noch durch die Auswahl der Künstler, spielte dabei die “raumbezogene” Arbeit; man brauchte anscheinend irgendwie dieses schützende, vom anderen abblockende Gehäuse, auch wenn einem der Galerist dafür “die letzte Ecke” zuwies. Aber lieber eine Chance als gar keine. Und immerhin ist der rauhe Wind in einer solchen “Vorstellung”, so sagte man sich, lebensnäher als die Sterilität weißer Museumswände. Auch dies ist auf der einen Seite richtig, auch wenn man auf diese Weise im Grunde nur den Zorn über die schlechte Behandlung – immer noch viel besser als die Nicht-Beachtung, sagte man sich – wegrationalisierte.
Das so entstandene dissonante gedrängte Durcheinander ist also auf gewisse Weise…