Andreas Denk
Im Bau
Galerie Sophia Ungers, Köln, 10. – 17.11.1993
Sophia Ungers’ zukünftiges Galeriehaus in der Schaafenstraße beim Kölner Neumarkt wird schon im Rohbau genutzt: Das schmalhüftige ältere Gebäude ist komplett ausgeräumt, Schalplanken bilden derzeit die Böden, grob abgeschlagene Ziegelmauern mit frisch verlegten Kupferrohren begrenzen die fünf übereinander angeordneten identischen Räume, deren Decken auf dicken Bohlenlagen bereits die noch herabhängenden Kabel für die Elektroinstallation tragen.
Die Galeristin hat im November fünf unmittelbar auf diese Räume bezogene Arbeiten vorgestellt. Drei davon widmen sich den Maßsystemen der Architektur: Martin Gostner hat im Erdgeschoß unter der gelb-orangefarbenen Bohlendecke einen gerafften grünen Vorhangstoff installiert, der – auf eine quadratisch geformte Schiene gezogen – einen eigenen Raum im Raum formuliert: Gegen den länglichen Grundriß der Räumlichkeit setzt Gostner den quadratischen der Vorhangschiene, gegen den längsrechteckigen Quader des Entrees den Kubus des vom Vorhang begrenzten Raums. Die umhängte Fläche wiederum referiert ein Modul der Schalbretter und damit eine zunächst unsichtbare Maßeinheit des Raumes. Mit Hilfe des Vorhangs jedoch verhüllt, “verschleiert” der Tiroler das extrahierte Modul. Nur im vielfach konnotierbaren Daruntertreten enthüllt sich das Geheimnis des Maßes. Simon Ungers macht mit seiner “Section” auf weniger doppeldeutige Weise ein Maßsystem sichtbar: In die Mitte seines Raumes hat er entlang der Raumgrenzen vier an den Kanten miteinander verleimte Spanplatten montiert, deren identische Länge belegt, daß der Raumquerschnitt genau quadratisch ist. Das architektonische Modul suggeriert einen in idealen Proportionen konstruierten Raumausschnitt, der in der Komplettierung des Eindrucks eine wiederum ideal gedachte Architektur ergäbe. Die weiße Farbe der Holzmanschette indes entmaterialisiert die Wand…