Johannes Meinhardt
Ilya Kabakov
Zwei Folgen aus »Ten Characters«
Hessisches Landesmuseum Darmstadt, 1.8. – 3.10.1999
1994 hatte Ilya Kabakov in Zusammenarbeit mit dem Musiker Vladimir Tarasov im Hessischen Landesmuseum Darmstadt ‘Wassermusik oder Zwischenfall im Museum’ inszeniert, eine seiner besten Arbeiten, in der die Geräusche von fallenden Wassertropfen (sowohl reale Tropfen als auch produzierte Musik) in dem verkommenen, schlecht beleuchteten Ambiente einer Art von Museum – einer undicht gewordenen Gemäldegalerie mit nachgedunkelten, braungewordenen ochsenblutfarbenen Wänden, in der teilweise kolossale Gemälde des sozialistischen Realismus aufgehängt waren – die Vergänglichkeit und den Verfall besonders der Kunst (und vor allem der Malerei), aber auch der Architektur und der gesellschaftlichen Institutionen (wie auch der Gesellschaft im Ganzen) spürbar machten. Im Jahr darauf schenkte Kabakov dem Museum zwei Alben aus der Serie der ,Zehn Charaktere’, die jetzt ausgestellt werden.
Kabakov, der bis in die Mitte der achtziger Jahre als Illustrator von Kinderbüchern gearbeitet hatte, hatte vor allem in der ersten Hälfte der siebziger Jahre neben seiner beruflichen Arbeit etwa 50 private Alben gezeichnet, eine Art von leicht absurder und leicht ironischer, zitierender oder appropriierender Torsion seiner Kinderbuchillustrationen. Die Gruppe der ,Zehn Charaktere’ wurde 1988 in New York ausgestellt; das Museum für Moderne Kunst Frankfurt hat 1998/99 ein halbes Jahr lang die gesamten Alben gezeigt.
Album I, “Der im Schrank sitzende Primakov”, und Album VI, “Der weggeflogene Komarov”, sind jetzt in Darmstadt ausgestellt.
Die Themen der Alben und ihre Darstellungsmittel ergänzen sich in einer Atmosphäre leicht absurder, nicht aggressiver, sondern leise abdriftender Fluchten; sie lassen einen Aberwitz fühlbar werden, der so sehr…